Unterricht mal anders

„Ein guter Lehrer sieht den eigenen Unterricht mit den Augen seiner Schüler“ (John Hattie)

Ja, ich bin ein Fan der magischen Welt rund um Harry Potter. 

Bücher wecken die Fantasie und öffnen neue Welten. Leseförderung ist in jeder (Grund)Schule im Schulprogramm zu finden, ist fest verankert im Lehrplan. Diese Welt zu erfahren ist für  Kinder so wichtig. 

Aber wie begeistert man alle Kinder für den Inhalt einer Ganzschrift? 

Mein Ansatz: Gemeinsam tief eintauchen in das Buch und zum Verstehen des Inhalts ganzheitlich vorgehen. 

Mit Canva sind ansprechende Aufgaben und Informationen recht problemlos zu erstellen und so können die geforderten Kompetenzen wunderbar auch im Hogwarts-Style vermittelt werden. Es bietet sich an, diese Materialien gesondert zu sammeln, in meiner Klasse haben viele Kinder dafür ein zusätzliches „Hogwarts-Heft“ angelegt. 

Digitale Tools wie Actionbound, Kahoot, Schulki und Fiete unterstützen enorm den Wissenserwerb bzw.- transfer und sorgen bei den „Lesemuffeln“ für zusätzliche Motivation.

Der „sprechende Hut“ teilt mit Hilfe von mir alias Minerva McGonagal in einer einstündigen Zeremonie die Kinder einzeln ihren Häusern zu. Vorlesestunden mit Zaubertierkuscheln wechseln sich ab mit Gruppenarbeit zu Magiern und Hexen an der Taskcard und Lernzielkontrollen zum Tagebucheintrag über die Zugfahrt. 

Die Fälle der vier Hausgeister beschäftigten uns einige Tage, denn „Nomi“, „Geni“, „Dati“ und „Akku“ (so haben die Kinder sie getauft) wirbelten munter die Begleiter durcheinander. Schließlich mussten sie sich unserem Fachwissen geschlagen geben.

Pflanzenkunde bei Professor Snape führt dazu, dass nun auch viele heimische Pflanzen als ungiftig oder giftig identifiziert werden können.

Nun stehen bald die Zaubersprüche auf dem Plan und ein Hauch von Griechisch und Latein wird mit Hilfe vieler Zauberstäbe durch den Raum schweben.

Besonders aber freue ich mich auf die Flugstunde, die jedes Mal ein Highlight ist.

Teamwork makes the dream work

Teamwork makes the dream work

Gestern Morgen erhielten wir die erlösende Nachricht von Kultusministerin Julia Willie Hamburg: Auch die Schulleitungen der kleinen Grundschulen bis 80 Kinder werden A14 erhalten. Die Hochstufung erfolgt zwar nicht wie bei den übrigen Grundschulleitungen zum 1. August 2024, sondern erst im nächsten Jahr, aber das ist unserer Meinung nach zu verschmerzen. Dass der Druck auf die Diskussionen um die Besoldung erhöht wurde, ist sicherlich auch dem Aufbegehren einer Gruppe von Schulleitungen zu verdanken. Die erfolgreiche Umsetzung konnte nur durch die beispiellose Zusammenarbeit aller gelingen. Dies ist ein Paradebeispiel für den Wert der Vernetzung und der guten Zusammenarbeit.

Ein großer Dank an die unermüdlichen Gruppe von Schulleitungen in Niedersachsen, die mit Nachdruck und einer einheitlichen Zielsetzung außergewöhnliche Entschlossenheit zeigten. Ebenso sind wir den Verbänden und Gewerkschaften für ihren Einsatz und ihre Unterstützung unendlich dankbar. Sie haben einen maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg.

Aber auch die Politiker haben uns ihre Aufmerksamkeit und Bereitschaft, konstruktiv an Lösungen zu arbeiten, geschenkt. Dafür möchten wir ihnen unsere Anerkennung und unseren Dank aussprechen. Dieser gemeinsame Erfolg hat uns demonstriert: Wertschätzung und kooperative Zusammenarbeit können Herausforderungen in Chancen verwandeln. Ja, gemeinsam sind wir stärker und können Berge versetzen!

Blogparade #4: Ein Pauker-Schlag oder auch: Welche Lehrer haben mich beeindruckt?

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt. Die Wahl zum Thema Nummer 4 wurde diesmal von Herrn Mess organisiert.

Here we go: Osterferien in Niedersachsen, zweite Woche. Die Kinder sind auf dem Ponyhof, der Mann muss arbeiten. Ich habe ganz viel Zeit für mich, für Müßiggang, zum Abschalten, zum Schule Schule sein lassen, für Dinge, für die sonst die Zeit fehlt. Also endlich mal Zeit, einen Beitrag zur Blogparade zu schreiben (Danke, Susanne Posselt, für deine Tipps dazu).

Und dann dieses Thema: Ein Lehrer oder eine Lehrerin aus meiner eigenen Schulzeit hat mich nachhaltig beeindruckt, weil….. weil? 

Ich bin ein Lehrerkind. Mein Vater war Studienrat auf dem örtlichen Gymnasium in unserer Kleinstadt und das bedeutete für mich, dass der Freundes- und Bekanntenkreis meiner Eltern sich überwiegend aus Lehrerinnen und Lehrern zusammensetzte. Als ich ab der 7. Klasse (damals gab es noch die Orientierungsstufe in Niedersachsen) das Gymnasium besuchte, kannte ich den Großteil des Kollegiums bereits – und sie mich. 

Ich denke an den skurrilen Geschichtslehrer mit Ledertasche und Butterbrot. Die Deutschlehrerin mit permanent guter Laune und roten Bäckchen. An die Kunstlehrerin mit den wilden Geschichten aus Paris. An den Sportlehrer mit Jogginganzug und Dauerverspätung. An den Mathematiklehrer mit Schwerhörigkeit und Lautstärke. An die Französischlehrerin mit Dolmetscherausbildung ohne Pädagogikerfahrung. An den Physiklehrer mit nikotingelben Fingernägeln. Den Biolehrer mit Kaffeevorrat im Archiv. An den Musiklehrer mit Liebe für deutsches Liedgut aus der Mundorgel. Jede und jeder ein Unikat, Lehrkräfte, über die wir auch nach vierzig Jahren noch den Kopf schütteln oder uns liebevoll erinnern. Lehrkräfte, die uns mal mehr oder weniger engagiert auf unserer Schullaufbahn begleitet haben.

Vielleicht hatte diese Vertrautheit mit dem Lehrerleben für mich zur Folge, dass ich einige meiner (Klassen-)Lehrer und Lehrerinnen recht nett fand, aber mich niemand wirklich nachhaltig beeindrucken konnte. Niemand – bis auf meinen Kunstlehrer.

Und so ist dieser Blogpost -anders als geplant- ein durchaus persönlicher Nachruf für den besten Kunstlehrer geworden, den ich kannte – meinen Vater. 

Mein Vater floh als Junge mit seiner Familie aus dem Osten über Berlin in den Westen, eine hochdramatische und tief berührende Geschichte. Nachdem meine Großeltern sich mit dem Wenigen, was ihnen geblieben war, in Hagen/Westfalen niedergelassen hatten, ging mein Vater zunächst bei einem Gärtner in die Lehre, später landete er im Frankfurter Botanischen Garten, wovon ein paar Fotos in einem alten Fotoalbum zeugen. 

Mein Vater beschloss nach erfolgreicher Ausbildung, sein Abitur auf dem Kolleg in Siegen abzulegen, was ihm auch gelang. Danach ging er gemeinsam mit meiner Mutter nach Mainz, um dort viel Fleiß und Disziplin Kunst und Biologie zu studieren. Den Lebensunterhalt für die Familie verdiente er neben dem Studium durch Jobs wie Anstreichen von Kühltürmen mit natogrünem Speziallack, Katalogisieren von Filmrollen im Archiv des ZDFs oder Arbeiten bei den Bergischen Achsen in den Semesterferien. In unserer Miniwohnung hatte eine eigene Dunkelkammer aufgebaut und brachte sich selber das Entwickeln und Vergrößern von Fotos bei. Bald gab es neben der Spiegelreflexkamera eine Super-8-Kamera und so bin ich in der glücklichen Lage, bewegte Bilder meiner Kindheit immer wieder anschauen zu können (denn die Filme hat er in seinen letzten Lebensjahren noch mal eben selber digitalisiert). In den 80er Jahren fing er dann an, Zaubertricks einzuüben und diese immer mehr zu professionalisieren. Zum Zaubern kam dann irgendwann das Bauchreden dazu. Nach einer kleinen Auswahl von Handpuppen kam irgendwann Gottfried, sein alter Ego. Mit ihm hat mein Vater es auf ein besonderes Level des Bauchredens geschafft.

Mein Vater konnte sich sein Leben lang für vieles begeistern und diese Begeisterung auf seine Schülerinnen und Schüler übertragen. Er drehte mit ihnen Anfang der 80er Jahre Super-8-Trickfilme, sorgte dafür, dass digitale Medien an der Schule für den künstlerischen Bereich sehr früh angeschafft und eingesetzt wurden. Gestaltete und baute Kulissen für Schulveranstaltungen und seine geliebte Theater-AG. Mein Vater schrieb und gestaltete viele Jahre hindurch sehr akribisch das Jahrbuch der Schule. Richtete ein schulisches Fotolabor ein und bot die dazugehörige Foto-AG an. Er erhielt den Preis als beliebtester Lehrer und schaffte es zweimal (bei unseren jüngsten Geschwistern), vom jeweiligen Abijahrgang mit einem Kilmerstuten (Tradition im Oldenburger Münsterland) überrascht zu werden.

Die Nähe zu den Schülerinnen und Schülern, die er zuließ, fußte auf gegenseitigem Respekt. Ich habe ihn nie über Schüler/Schülerinnen oder Kollegen/Kolleginnen schimpfen hören. Wenn jemand seine Hilfe benötigte, war er da. Er unterstütze, wo er konnte, hatte für alle ein offenes Ohr. Er war sehr gerne Lehrer und das zeigte er, durch die Qualität seines sorgfältig geplanten Unterrichts, durch die Mühen, die er sich bei der Materialbeschaffung gab. Durch die Möglichkeiten, die er den Schülerinnen und Schülern bot. Durch seinen Humor, der nie verletzend, aber immer unterhaltsam war. 

Leider gibt es eine Kehrseite der Medaille: Die Aufopferung für den Beruf, für seine Leidenschaften, die bedingungslose Hilfsbereitschaft anderen gegenüber verdeckten gekonnt seine Schwachstellen. Den Eintritt in den „Unruhestand“ durfte aus gesundheitlichen Gründen nicht lange genießen. Viele Dinge mache ich anders als er – ich achte auf meine Gesundheit, mein Familienleben ist mir sehr wichtig und ich habe gelernt, nein zu sagen. 

Mein Vater hat mich (nicht nur) als Lehrer nachhaltig beeindruckt, weil er mich gelehrt hat, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Nicht vorschnell zu urteilen und lieber eine Nacht über etwas zu schlafen (was mir nach wie vor schwer fällt, aber ich bemühe mich!). Kreativ zu sein und Dinge auszuprobieren, die man interessant findet, auch auf die Gefahr hin, dass Fehler passieren könnten. An das eigene Potential zu glauben und nicht vorschnell aufzugeben. So manchen Gedanken und Plan durchaus kritisch zu hinterfragen. Kinder wichtig und ernst zu nehmen.

Er war der beste Lehrer, den ich kannte.

Er fehlt.


Christiane Schicke auf „Neues aus dem Baumhaus“: https://moewenleak.wordpress.com/2024/03/26/blogparade-4-ein-pauker-schlag-oder-auch-welche-lehrer-haben-mich-beeindruckt/.

Erik Grundmann auf SchulMUN: https://www.schulmun.de/2024/03/27/2024-09-lehrkraefte-die-mir-besonders-im-gedaechtnis-geblieben-sind-als-teile-einer-blogparade/

Storytelling mit StopMotion

Storytelling mit StopMotion

1. Pädagogik first – Einsatzszenarien

  • Deutsch- und Fremdsprachenunterricht:  behandelte Unterrichtseinheiten vertiefen und Geschichtenerzählen – bzw. schreiben fördern.
  • künstlerisch-gestalterische Unterrichtsfächer: Gestaltung von Figuren, Requisiten und Kulissen aus unterschiedlichen Materialien, Einstieg in die Grundlagen des Filmens
  • MINT-Fächer: Darstellung mathematischer Rechenarten  und naturwisenschaftlicher Vorgänge
  • kritische Auseinandersetzung mit Medienproduktion und -nutzung an.

2. Technik

Du benötigst nicht viel digitale Technik, um einen StopMotion-Film zu drehen.

Das Wichtigste hast du sicherlich immer dabei: Ein Smartphone oder ein Tablet.

Aber auch eine Digitalkamera kann dir gute Dienste leisten.

Was du sonst noch benötigst, habe ich dir hier zusammengefasst.

2.1. Grundausstattung

  • Handy
  • Ipad
  • Digitalkamera

2.2. App StopMotion Studio

Die App „StopMotion Studio“ ist kostenlos für IOS, Android und Windows erhältlich. Für die Pro-Variante, die mehr Nutzungsmöglichkeiten mitbringt, muss man ca. 10€ rechnen.

IOS: ‎Stop Motion Studio im App Store (apple.com)

Android: Stop Motion Studio – Apps bei Google Play ( zur Zeit nicht erhältlich)

Windows: Buy Stop Motion Studio – Microsoft Store

2.3. Damit nichts wackelt – Stativ

  • „Schwanenhals“
  • Plastik-Box (siehe Trickbox)
  • Klapptisch mit Ausschnitt
  • Legosteine
  • Tisch/Stuhl
  • etc.

Hier zwei Beispiele:

2.4. Für Bastler: Trickbox

Bau einer Trickbox für Erklärvideos/StopMotion-Filme: https://youtu.be/5fpD8EW6kXg

3. Ablauf

  • Inhaltliche Hinführung (Geschichte des Films, Theorie, erste Übungen)
  • Vor-Produktion (Filmidee, Storyboard erstellen, ggf. Basteln)
  • Film-Produktion (Szene aufbauen, Bilder aufnehmen und zusammenfügen)
  • Nachbereitung (Ton einfügen/anpassen)

3.1. Storyboard

Eine gute Geschichte braucht ein passendes Drehbuch. 

Dafür können Storyboard-Vorlagen genutzt werden. 

Hier drei Beispiele:

1. storyboard.pdf (mediamanual.at)
2. Microsoft Word – fvu_trickfilm_ab_05a_drehbuchvorlage.docx (sachsen.schule)
3. box storyboard.ai (weebly.com)

Je nach Alter und Erfahrung der Schüler:innen kann das Storyboard mit Stichworten oder auch mit szenischen Skizzen gefüllt werden.

3.2. Material

Hintergrund:

  • Tonkarton (grün oder blau)
  • Whiteboardfolie (ggf. magnetisch)+Whiteboardstifte (abwischbar)
  • selbst gestaltete Kulisse

Material:

  • Legematerial (ausgeschnittene Elemente aus Papier o.ä., selbst erstellt bzw. vorgefertigt)
  • Figuren (Lego, Playmobil, Schleich, etc.)
  • Knetmasse (ggf. mit Draht selber Figuren erstellen)

Beleuchtung:

  • Schreibtischlampe

4. Setting

Man benötigt nicht viel für den Anfang: Ein einfarbiges Tuch oder ein großer Bogen Tonkarton als Hintergrund genügen. 

Wenn man in der App mit der GreenScreen-Funktion arbeiten möchte, empfiehlt sich ein grüner oder blauer Hintergrund.

Die Nutzung der Überblendfunktion ist empfehlenswert. 

Wichtige Punkte:
  • Kamera fixiert
  • eine gute Ausleuchtung ohne Schattenwurf
  • bei der Vertonung ein angeklipstes Mikrophon und/oder eine geräuschearme Kulisse.

5.1. StopMotion Film mit selbstgestalteten Figuren

 Beispiel 1:

  • Klasse 4
  • Gestaltung von Figuren (Pinguinen) im Textilunterricht
  • Gemeinsames (kollaboratives) Schreiben einer passenden Geschichte (Team 2-3 SuS) 
  • Gemeinsames Entwickeln des Storyboards 
  • Erstellen von Requisiten und Kulissen aus unterschiedlichen Materialien 
  • Gemeinsames Erstellen des StopMotion Films

5.2. StopMotion Film mit echten Gegenständen

 Auch als Erklärvideo eignen sich Stop Motion Filme wunderbar. 

5.3. StopMotion Film mit Lego

6. Videos veröffentlichen

  • Youtube (Datenschutz?) ->auf „nicht gelistet“ stellen
  • Vimeo (kostenpflichtig, dafür ohne Werbung, ab 6€ pro Monat)
  • Iserv (Größe beachten)
  • Taskcards oder Padlet (bei kostenfreier Version nur wenig Datenupload möglich)
  • Website/Homepage (Schulhomepage)
  • Moodle
  • YouTube-Videos bereinigen (Werbung ausblenden): Linkumleitung über https://video.link/ oder safeshare.tv

7. Los geht’s!

Jetzt bist du dran: 

Dreh deinen eigenen StopMotion-Film (max. 1 min)

  • Suche dir Material 
  • Erstelle ein Ministoryboard
  • Drehe den Film

Unterrichtsmaterial privat anschaffen?

Unterrichtsmaterial privat anschaffen?

In letzter Zeit kam in Social Media wieder das alte Thema auf, dass Lehrkräfte Dinge privat anschaffen, die sie für ihre Unterrichtsvorbereitung und -dokumentation benutzen. Häufig genannt werden Verbrauchsmaterialien wie Stifte oder Laminierfolien, aber oftmals auch Geräte wie Laptops, iPads, Plotter oder Drucker oder gar Möbel. Das Thema ist nicht neu, aber vor dem Hintergrund der Lehrer:innengesundheit und der Schultransformation verdient es genauere Betrachtung.

Als Lehrerin habe ich mir im Laufe der Jahre ebenfalls sehr viel privat angeschafft, was aber häufig daran lag, dass ich eben auch zu Hause flexibel darauf zurückgreifen wollte. So ein Laminiergerät kostet nicht die Welt, so konnte ich auch am Wochenende Materialien vorbereiten und musste nicht extra noch zur Schule fahren. Ein Farbdrucker leistet auch für den Rest der Familie gute Arbeit, vor allem wenn man Kinder hat, die „mal eben noch was ausdrucken“ müssen. Ich besorgte mir Material, dass von den Schulleitungen als „nicht unbedingt für die Schule notwendig“ bezeichnet wurde oder das mich einfach privat total gereizt hat (mein Fundus an Material für Augmented Reality und Virtual Reality reicht für ein ganzes Kollegium). Natürlich habe ich bereits 2011 ein IPad gehabt und immer darauf geachtet, dass der PC im Arbeitszimmer aktuellen Anforderungen entsprach. Diese Geräte wurden aber überwiegend für private Zwecke genutzt. 

Mit fortschreitender Digitalisierung haben dann auch endlich digitale Endgeräte als „Dienstgeräte“ Einzug gehalten und ich bin sehr froh, in den letzten Jahren Schulträger gehabt zu haben, denen dieses Ausstattungsmerkmal wichtig ist. In den meisten Schulen sind mittlerweile multimediale Arbeitsplätze eingerichtet, und mit etwas strukturierter Planung kann man als Lehrkraft dort wunderbar alles für den Unterricht vorbereiten. 

Als ich Schulleiterin wurde, konnten meine Kolleginnen in einer „Wunschliste“ eintragen, welche Materialien sie für ihre tägliche Arbeit benötigen. Bei uns muss keiner Korrekturstifte, Tesafilm oder Laminierfolien für den Unterricht selber anschaffen, das bezahle ich aus dem Etat. Bei speziellen Wünschen besprechen wir die Anschaffung vorher gemeinsam, denn der Etat ist endlich. Alle Räume haben eine notwendige und zweckmäßige Grundausstattung. Bei zusätzlichen Wünschen (Pflanzen, Deko, usw.) wird gemeinsam überlegt, ob die Anschaffung kurzfristig notwendig und finanziell möglich ist (Schulbudget) oder ob sie auf die Antragsliste für den Haushalt des Schulträgers wandert.

Für Adventsdeko steht ein gemeinsam festgelegter Betrag zur Verfügung.

Bei uns steht jeder Lehrkraft ein digitales Endgerät zur Verfügung mit allen Programmen, die für die Unterrichtsvorbereitung und -dokumentation benötigt werden. Auf dem Iserv sammeln wir in fachbezogenen Ordnern digitales Arbeitsmaterial, auf das jede Kollegin Zugriff hat. Auch ein Schulzugang zum digitalen Tageszeitungsabo ist eingerichtet. Da unsere Klassenräume mit digitalen Tafeln ausgestattet sind, haben wir zusätzlich für jede Lehrerin einen Spotify-Premiumaccount eingerichtet sowie einen YouTube-Premiumaccount mit Schulzugang. Das gibt uns sehr viel Flexibilität durch werbefreien Musik-und Filmzugriff, gleichzeitig ist der Zugang sehr niedrigschwellig. Dadurch fällt es leicht, den Unterricht schrittweise digital zu erweitern. 

Gemeinsame Entscheidungen und Transparenz über die Verwendung der finanziellen Mittel zeigen die gegenseitige Wertschätzung und fördern die Zufriedenheit und den Teamgedanken im Kollegium. Schulleitung sein bedeutet zwar, Budget und Etat verwalten zu müssen. Es bedeutet aber nicht, mit dieser Aufgabe ausschließlich alleine beauftragt zu sein. Das Denken in Hierarchien ist meiner Meinung nach gerade im Grundschulbereich überholt. Vielmehr ist es der Teamgedanke, der wichtig und entlastend ist.

Ein paar Worte zum Abschluss:

Man sollte sich immer die Gründe anschauen, warum eine Lehrkraft meint, Dinge privat anschaffen zu müssen. Ich finde, dass man als Lehrkraft differenzieren sollte zwischen „Das brauche ich NUR für den Unterricht und die Schule stellt es mir NICHT zur Verfügung.“ und „Das brauchen auch andere Personen in meinem Haushalt.“ bzw. „Das setzte ich auch für eine Nebenerwerbstätigkeit ein.“ 

Leider vergessen viele Kolleg:innen, die sich über die zusätzlichen Anschaffungen (zumeist für das häusliche Arbeitszimmer) aufregen, zu erwähnen, dass sie damit auch die ein oder andere Referententätigkeit planen bzw. Materialien vorbereiten, die dann auf diversen Plattformen wie Eduki kostenpflichtig angeboten werden. Dass es sich dabei -zumindest in Niedersachsen-um anzeigepflichtige Nebentätigkeiten handelt, wird ebenso schnell mal vergessen.

7 Monate, 7 Tage – von Kühen und Mammuts.

7 Monate, 7 Tage – von Kühen und Mammuts.

Mein innerer Monk erfreut sich am Datum – seit 7 Monaten und 7 Tagen bin ich nun Schulleiterin. Es ist unglaublich, wie schnell die Wochen vorbeifliegen, wie viel Neues sich zeigt und wie gut es tut, auf bewährte Strukturen und Unterstützung vertrauen zu können.

Meine schulfachliche Dezernentin hat mir beim letzten Gespräch den guten Rat mit auf den Weg gegeben, jede Woche die Dinge zu notieren, die positiv verlaufen sind. 

Kennt ihr sicherlich, oder? Lenke den Fokus auf das Gute, das Schöne, das Funktionierende. Lass dich nicht herunterziehen von den Dingen, die nicht gelingen (wollen), grüble nicht über das, was sich sperrt. 

Und so füllt sich mein Journal wöchentlich mit dem, was sich im beruflichen Kontext an Positivem ereignet hat. Und mit Kühen. 

Jetzt ist es ja so, dass mir immer noch recht häufig die Frage gestellt wird: „Und? Ist die Schule so, wie du sie dir vorgestellt hast? Ist es wirklich wie Bullerbü?“ 

Ja, es ist ein Stück wie Bullerbü. Ein Kollegium, das sich als Team versteht. Schüler:innen, die in dörflichen Strukturen aufwachsen. Offenheit für Neues, gleichzeitig achtsamer Umgang mit Traditionellem. Da kann ich natürlich viele schöne Dinge notieren, die im Schulalltag aufploppen (und das mache ich auch). 

Die Erzählungen von Bullerbü zeigen aus kindlichem Blickwinkel, wie Lisa und ihre Freunde eine unbeschwerte Kindheit erleben. Und das wiederum hängt auch mit den räumlichen Begebenheiten zusammen: Leben auf dem Land, viel Natur, viel Bewegungsraum, viele Möglichkeiten. 

Solch schöne Erinnerungen an die Grundschulzeit möchten wir mit unseren Schüler:innen auch gerne schaffen, aber dazu fehlen die passende räumlichen Möglichkeiten und das wird wohl leider auch noch einige Zeit so bleiben. 

Die Kuh „Schulumbau“ ist innerhalb weniger Wochen zum Mammut mutiert, das sich auf dem Eis sehr wohlfühlt. 

Ungeplante Mehrkosten führten zum zeitweisen Baustop, der Weg zur angedachten Übergangslösung erwies sich als Sackgasse und letztendlich zog die Hiobsbotschaft, bis zur Fertigstellung unseres Schulgebäudes in der „Übergangslösung“ bleiben zu müssen, nicht nur mir kurzzeitig den Boden unter den Füßen weg. 

Als Schulleiterin bin ich schockiert über die Art und Weise, wie wenig wertschätzend hier mit den Bedürfnissen aller betroffenen Kinder umgegangen wird. Mehr kann und mag ich momentan dazu nicht sagen. Und ja, ich hoffe immer noch auf ein kleines Wunder, dass das Mammut vom Eis holen kann.

Neben dem Mammut mute die nächste Kuh mittlerweile eher leichtfüßig an. 

Ein Loch im Schulbudget erwischte mich im Dezember zunächst eiskalt. Budgetverwaltung ist komplettes Neuland für mich, ebenso die Vertragssituation der pädagogischen Mitarbeiterinnen. Da keine Fortbildung für Schulleitungen in diesem Bereich angeboten wurden (ich hatte alle Kanäle bemüht) durfte ich mich telefonisch auf Ursachenforschungen begeben. 

Viele viele Anrufe später kann ich mich nur noch einmal bei den kompetenten und stets freundlichen Mitarbeiter:innen des Finanzbereichs bedanken. Sie haben auch die vermeintlichen törichsten Fragen meinerseits so beantwortet, dass ich nicht nur die Gründe für das Minus identifizieren, sondern es auch reduzieren konnte. 

Ich kann nur jeder neuen Schulleitung raten, falls noch nicht vorhanden, eine Haushaltsüberwachungsliste anzulegen und zu pflegen, um so diese Kuh gut im Auge zu behalten. Behördenseitig würde ich mir mehr Unterstützung in Form von Fortbildungen wünschen. 

Dagegen ist die Kuh „SPÜ vor Einschulung“ eher zierlich und traute sich gar nicht weit hinaus aufs Eis. Dank der guten Vernetzung mit den Schulleitungskolleginnen der Nachbarschulen war ich schnell im Bilde über den Ablauf einer Überprüfung auf sonderpädagogischen Förderbedarf, wenn dieser bei der Schuleingangsuntersuchung von amtsärztlicher Seite empfohlen wird. Eine enge Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen der jeweiligen Kindergärten ist unerlässlich. Eine große Hilfe sind auch die Kolleg:innen der Mobilen Dienste und der Förderschulen, die uns Schulleitungen beratende unterstützen. In Niedersachsen ist das B&U-Portal eine großartige Möglichkeit, die entsprechenden Fachleute ins Boot zu holen. 

Ich kehre noch einmal auf den Rat der Dezernentin zurück. Positive Dinge zu notieren ist wichtig, weil wir sie sonst aus den Augen verlieren und alle Kühe zu Mammuts mutieren könnten. 

Auf meiner Plus-Seite stehen neben vielen kleinen positiven Begebenheiten im Unterricht vor allem Dinge, die wir im Team erreicht haben:

Wir haben beispielsweise zum zweiten Halbjahr die innere Rhythmisierung angepasst, um durch veränderte Lern- und Pausenzeiten bessere Bewegungs- und Erholungsmöglichkeiten für alle zu schaffen. 

Wir haben uns mit zwei anderen kleinen Grundschulen vernetzt zwecks langfristiger erfolgreicher Weiterbildung im digitalen Bereich. 

Wir setzen unsere Schulserverlösung Iserv umfassend ein: Die Kinder jeder Klasse haben Zugriff auf ihren Klassenkalender, in den wichtige Termine eingepflegt werden. Es gibt dazu einen Kalender fürs Kollegium und einen für öffentliche Termine, der mit unsere Homepage synchronisiert wird. Das neue Modul „Elternbriefe“ wurde eingeführt und wird momentan intensiv getestet. 

Wir planen weiterhin gemeinsam eine ganze Reihe schöner Veranstaltungen für unsere Schulgemeinschaft.

Es gibt für mich also nach wie vor über 60 Gründe, jeden Morgen mit Freude zur Schule zu kommen.

Can’t Stop – Erwin Wurm und die Red Hot Chili Peppers im Kunstunterricht

Can’t Stop – Erwin Wurm und die Red Hot Chili Peppers im Kunstunterricht

Das Erwin-Wurm-Projekt 2011

2011 durfte ich einen Wahlpflichtkurs Kunst Klasse 10 unterrichten. Das war die Zeit, in der immer mehr Jugendliche eigene Handys bekamen bzw. die ersten Smartphones in den Schulen auftauchten, mit denen man auch wirklich gute Foto- und Filmaufnahmen erstellen konnte. Während ich diesen Blogbeitrag schreibe, wird mir wieder einmal bewusst, wie unglaublich schnell sich die Technik in den letzten zehn Jahren entwickelt hat, welche Möglichkeiten sich durch die Vielzahl der Apps und Programme gerade im künstlerischen Bereich auftun – und wie selten dies in den Schulen tatsächlich genutzt wird. Byod war 2010/11 gerade in der Sekundarstufe ein sehr großes Thema, das leider im Kampf gegen Datenschutz und Prüfungssicherheit oftmals den Kürzeren gezogen hat.

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Kinder mit Fluchterfahrungen in der Grundschule

Kinder mit Fluchterfahrungen in der Grundschule

Als die ersten Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien 2015 in unserer Kleinstadt eintrafen, war ich Konrektorin der vierzügigen Grundschule vor Ort, mitten in der Qualifizierungsphase und darum ohne Klassenleitung. Damals gab es wenig Erfahrungen darüber, wie Kinder mit Fluchterfahrungen, teils stark traumatisiert, in ein (niedersächsisches) Grundschulsystem integriert werden könnten. 

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Augmented Reality im Unterricht der Grundschule – Praxisbeispiele

Augmented Reality im Unterricht der Grundschule – Praxisbeispiele

Heute: Der Merge-Cube

Bereits auf dem EduCamp 2018 in Hattingen haben Marc-Albrecht Hermanns, Marc Seegers und ich in einer Session zu AR (nachzulesen hier – mit Dank an Marc) mehrere Möglichkeiten für AR im Unterricht vorgestellt. Die einzelnen Tools (von denen bis auf HP Reveal alle noch nutzbar sind) wurden gleichzeitig mit einigen Einsatzideen versehen. Wirkliche Erfahrungen über den praktischen Einsatz im Unterricht hatte kaum jemand – wie so oft bei „heißem Shice“. 

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Laufen lernen

Laufen lernen

Jeder, der Pädagogik studiert hat, durfte sich schon einmal mehr oder weniger intensiv mit den Reformpädagogen auseinandersetzen.

„Hilf mir, es selbst zu tun. Zeig mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler zu, denn aus ihnen kann ich lernen.“[1]

Ein Zitat von Maria Montessori, das sich durch das Leben jedes Lernenden zieht. 

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