Blogparade #8 – Warum sollte man Lehrkraft werden?

Vorab: Seit Beginn des Jahres beteiligen sich interessierte Blogger*innen an einer Blogparade. Dabei verfassen alle Interessierten einen Artikel zu einem bestimmten Thema und veröffentlichen diesen bis zu einem festgelegten Datum auf ihrem Blog. In der neuen Ausgabe der Edublogparade 2024 geht es um die Frage, warum man in der heutigen Zeit noch Lehrkraft werden sollte.

Gefragt wird also ein positiver Text zum Lehrberuf, der das „warum nicht“ ausklammert. Ich möchte nichts beschönigen. Natürlich zeigt der Beruf der Lehrkraft (wie jeder andere Beruf) auch Schattenseiten, die nicht beschönigt werden sollen. Aber hier spielt ganz sicher der persönliche Fokus eine ganz große Rolle. Wie blicke ich auf meinen Beruf? Nehme ich die positiven Momente wahr? Erfreue ich mich an Erfolgen? Kommuniziere ich klar, was ich brauche? Meine Haltung kann ich selber wählen. 

Als ich 1994 mein Abitur in der Tasche hatte lag mir nichts ferner, als Lehramt zu studieren. Mein Vater war Lehrer am örtlichen Gymnasium (siehe mein Beitrag auf https://köpfchenkunde.de/2024/03/28/blogparade/ ) und natürlich wollte ich in dieser meiner renitenten Phase auf gar keinen Fall in seine Fußstapfen treten. Meine Berufswünsche schwankten bis kurz vor dem Abi noch zwischen Modedesign, Schriftstellerin und Künstlerin. Nach einigen Diskussionen mit der Berufsberatung und den Freundinnen stand für mich fest: Ich wollte Kunst studieren, ausziehen und endlich frei entscheiden können. So der Plan, der ziemlich schnell platzte, da es an den ausgewählten Kunsthochschulen Mappenabgabetermine gab, die ich allesamt verpasst hatte. Völlig ernüchtert diffundierte ich mehrere Wochen durch diverse Nebenjobs, bis eine Freundin Anfang Oktober zur Uni Vechta fahren und sich für Lehramt einschreiben wollte. Sie bot mir an, mich mitzunehmen und aus Langeweile fuhr ich mit.

Als wir abends zurückkamen hatte ich mich für das Lehramt an Realschulen eingeschrieben mit den Fächern Deutsch und Geschichte. Meine Eltern fielen aus allen Wolken, mein damaliger Freund auch. 

Ich sah das Studium zunächst als Möglichkeit, der häuslichen Enge zu entfliehen und „erst mal was zu haben“. Das Studentinnenleben habe ich genossen und -nachdem ich endlich eine eigene Wohnung hatten- auch eine gewisse Freiheit. 

Nach dem zweiten Semester stand dann das ASP (Allgemeines Schulpraktikum) an. Meine Freundin und Studienkollegin hatte sich bereits gekümmert und für uns beide einen Platz an der Grundschule Wachtum organisiert. Ich bin ihr heute noch dankbar dafür. Nach diesem Praktikum wusste ich genau, dass ich Lehrerin werden wollte und habe im dritten Semester dann meinen Studienschwerpunkt und auch meine Fächer verändert: Lehramt Grundschule mit Deutsch, Sachunterricht und endlich endlich Kunst. Ich habe (nicht nur in diesem Praktikum) viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer kennengelernt, die mich beeindruckt und beeinflusst haben.

Natürlich gibt es sachliche Gründe für die Wahl des Lehrberufes:  Eine gewisse Verlässlichkeit (Lehrkräfte werden immer gebraucht), die pünktliche und verlässliche Besoldung und ja, auch die Ferienzeiten (zumindest wenn man Kinder hat).

Aber der Hauptgrund für meine Wahl dieses Berufes ist die Arbeit mit den Kindern, die mich damals wie heute begeistert und meine Haltung prägt: Ich möchte jedem Kind zeitgemäßes Lernen ermöglichen, um bestmöglich auf die Welt da draußen vorzubereiten. Mit viel Herz und Zuspruch, mit Freude und Geduld, mit Diskussionen und Wettbewerben, aber auch mit klaren Grenzen und Regeln. 

Ich möchte mit meinen Kolleg:innen ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem jede:r von uns achtsam und effizient agieren kann. In dem kontrovers diskutierten und gemeinsam gelacht werden kann. In dem jede:r seine Kompetenzen und Schwächen zeigen darf.

In den 25 Jahren meiner Lehrerinnenlaufbahn durfte ich Schülerinnen und Schüler an unterschiedlichen Grundschulen, Haupt- und Realschulen begleiten, seit zwei Jahren bin ich nun Schulleiterin der Grundschule Wachtum (zu Schulleitung könnte auch noch ein Blogpost folgen) und mich in diese Rolle ausprobieren. 

Ich habe die Berufswahl bis heute nicht bereut, sage aber auch klar, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Ich möchte später keine Geschichten im traurigen Konjunktiv erzählen.

Weitere Beiträge gibt zum Thema :

  1. Erik Grundmann
  2. Jan Martin Klinge
  3. Katharina Mowitz
  4. Lars Fengler
  5. Gesa von Lærari
  6. Herr Mess

Unterricht mal anders

„Ein guter Lehrer sieht den eigenen Unterricht mit den Augen seiner Schüler“ (John Hattie)

Ja, ich bin ein Fan der magischen Welt rund um Harry Potter. 

Bücher wecken die Fantasie und öffnen neue Welten. Leseförderung ist in jeder (Grund)Schule im Schulprogramm zu finden, ist fest verankert im Lehrplan. Diese Welt zu erfahren ist für  Kinder so wichtig. 

Aber wie begeistert man alle Kinder für den Inhalt einer Ganzschrift? 

Mein Ansatz: Gemeinsam tief eintauchen in das Buch und zum Verstehen des Inhalts ganzheitlich vorgehen. 

Mit Canva sind ansprechende Aufgaben und Informationen recht problemlos zu erstellen und so können die geforderten Kompetenzen wunderbar auch im Hogwarts-Style vermittelt werden. Es bietet sich an, diese Materialien gesondert zu sammeln, in meiner Klasse haben viele Kinder dafür ein zusätzliches „Hogwarts-Heft“ angelegt. 

Digitale Tools wie Actionbound, Kahoot, Schulki und Fiete unterstützen enorm den Wissenserwerb bzw.- transfer und sorgen bei den „Lesemuffeln“ für zusätzliche Motivation.

Der „sprechende Hut“ teilt mit Hilfe von mir alias Minerva McGonagal in einer einstündigen Zeremonie die Kinder einzeln ihren Häusern zu. Vorlesestunden mit Zaubertierkuscheln wechseln sich ab mit Gruppenarbeit zu Magiern und Hexen an der Taskcard und Lernzielkontrollen zum Tagebucheintrag über die Zugfahrt. 

Die Fälle der vier Hausgeister beschäftigten uns einige Tage, denn „Nomi“, „Geni“, „Dati“ und „Akku“ (so haben die Kinder sie getauft) wirbelten munter die Begleiter durcheinander. Schließlich mussten sie sich unserem Fachwissen geschlagen geben.

Pflanzenkunde bei Professor Snape führt dazu, dass nun auch viele heimische Pflanzen als ungiftig oder giftig identifiziert werden können.

Nun stehen bald die Zaubersprüche auf dem Plan und ein Hauch von Griechisch und Latein wird mit Hilfe vieler Zauberstäbe durch den Raum schweben.

Besonders aber freue ich mich auf die Flugstunde, die jedes Mal ein Highlight ist.

Organisation im Klassenzimmer

Momentan lesen wir in der Klasse 4 „Harry Potter und der Stein der Weisen“ und alle interaktiven Übungen landen danach auf unserer Taskcard. 

Ich selber nutze Taskcard zusätzlich zur Organisation der Unterrichtsmaterialien und natürlich für die Schulentwicklung.

Vorteil: Der Zugang ist absolut niedrigschwellig.

Nachteil: Man kann sich auch digital ziemlich effizient zumüllen…..da hilft nur rigoroses aussortieren. Außerdem habe ich für jedes Thema eine „Landigpage“ angelegt, auf der die dazu passenden Pinnwände verlinkt werden.

Teamwork makes the dream work

Teamwork makes the dream work

Gestern Morgen erhielten wir die erlösende Nachricht von Kultusministerin Julia Willie Hamburg: Auch die Schulleitungen der kleinen Grundschulen bis 80 Kinder werden A14 erhalten. Die Hochstufung erfolgt zwar nicht wie bei den übrigen Grundschulleitungen zum 1. August 2024, sondern erst im nächsten Jahr, aber das ist unserer Meinung nach zu verschmerzen. Dass der Druck auf die Diskussionen um die Besoldung erhöht wurde, ist sicherlich auch dem Aufbegehren einer Gruppe von Schulleitungen zu verdanken. Die erfolgreiche Umsetzung konnte nur durch die beispiellose Zusammenarbeit aller gelingen. Dies ist ein Paradebeispiel für den Wert der Vernetzung und der guten Zusammenarbeit.

Ein großer Dank an die unermüdlichen Gruppe von Schulleitungen in Niedersachsen, die mit Nachdruck und einer einheitlichen Zielsetzung außergewöhnliche Entschlossenheit zeigten. Ebenso sind wir den Verbänden und Gewerkschaften für ihren Einsatz und ihre Unterstützung unendlich dankbar. Sie haben einen maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg.

Aber auch die Politiker haben uns ihre Aufmerksamkeit und Bereitschaft, konstruktiv an Lösungen zu arbeiten, geschenkt. Dafür möchten wir ihnen unsere Anerkennung und unseren Dank aussprechen. Dieser gemeinsame Erfolg hat uns demonstriert: Wertschätzung und kooperative Zusammenarbeit können Herausforderungen in Chancen verwandeln. Ja, gemeinsam sind wir stärker und können Berge versetzen!

Bullerbü war gestern: Die Herausforderungen und Chancen von kleinen Grundschulen in ländlichen Gebieten

Bullerbü war gestern: Die Herausforderungen und Chancen von kleinen Grundschulen in ländlichen Gebieten

Bullerbü, das idyllische schwedische Dorf, ist für viele Menschen ein Symbol für das unbeschwerte Landleben. „Ach, bei euch ist doch Bullerbü, in eurer kleinen Schule!“ Ein Spruch, den ich leider schon viel zu häufig gehört habe und der häufig als wenig wertschätzend empfunden wird. 

Denn Bullerbü war gestern.

Die Realität sieht in vielen ländlichen Gegenden mittlerweile anders aus. Kleine Grundschulen in Dörfern und ländlichen Gebieten stehen vor strukturellen und personellen Problemen, die ihre Existenz bedrohen können. Dennoch spielen diese Schulen eine entscheidende Rolle für die dörfliche Struktur und die Bildungschancen der Kinder. Es ist an der Zeit, die Herausforderungen anzuerkennen, aber auch die Bedeutung und Chancen von kleinen Grundschulen zu würdigen.

Kleine Grundschulen kämpfen oft mit begrenzten Ressourcen. Sie haben nicht die gleichen Möglichkeiten wie größere Schulen, wenn es um die Vielfalt des Unterrichtsangebots, die Ausstattung der Klassenräume oder die Bereitstellung von Spezialisten für bestimmte Fächer geht. Zudem können kleine Grundschulen aufgrund geringerer Schülerzahlen Schwierigkeiten haben, die benötigten finanziellen Mittel zu beschaffen, denn das Landesbudget bemisst sich in Niedersachsen an der Schülerzahl.

Kleine Grundschulen stehen auch vor personellen Herausforderungen. Lehrerinnen und Lehrer in ländlichen Gebieten sehen sich oft mit Isolation, begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten und fehlenden Unterstützungsstrukturen konfrontiert. Die Suche nach qualifizierten Lehrkräften, insbesondere in bestimmten Fächern, kann sich als schwierig erweisen. Schulsozialarbeitsstellen fehlen an kleinen Grundschulen zur Unterstützung. Lehrkraft an einer kleinen Schule zu sein bedeutet, in jedem Schuljahr als Klassenlehrkraft eingesetzt zu werden, auch wenn man Stunden reduziert hat. Es bedeutet, auf kein „Jahrgangsteam“ mit gemeinsamen Teamsitzungen zurückgreifen zu können, das im Krankheitsfall die Unterrichtsplanung auffängt. Es bedeutet, zusätzlich mindestens eine offizielle Aufgabe zu bekleiden, sei es Datenschutzbeauftragter, Fachkonferenzleitung, Personalrat, usw. Es bedeutet, mit der Nähe des kleinen Systems umgehen zu können. Ausweichen oder aus dem Weg gehen – fast unmöglich. Das setzt eine hohe Konfliktfähigkeit und Resilienz voraus.

Auch der Posten der Schulleitung hat wenig mit der beschaulichen Dorfschule aus Bullerbü zu tun: Das Aufgabenportfolio der Schulleitung kleiner Grundschulen beispielsweise umfasst die selben Kernaufgaben wie an großen Systemen. Unabhängig von den Schülerzahlen müssen Statistiken erstellt, Haushaltsbudgets verwaltet, Elterninfos herausgegeben, Konzepte erarbeitet und evaluiert, Unterrichtsqualität gefördert, Kooperationen geplant und durchgeführt werden, um nur einige zu nennen. Anders als an großen Systemen stehen Sekretariats- und die Hausmeisterstellen oftmals nur sehr begrenzt zur Verfügung, eine Konrektoratsstelle steht einer Schule erst ab 190 Schülerinnen und Schülern zu. Mehr Abrechnungsstunden zur Arbeitsentlastung gibt es auch nur abhängig von der Zahl der zu beschulenden Kinder – bedeutet im Umkehrschluss eine hohe Unterrichtsverpflichtung bei wenig Schülerinnen und Schülern. 

Das Amt der Schulleitung einer kleiner Grundschulen zu bekleiden setzt heutzutage die große Kunst voraus, den Spagat zwischen (Klassen-)Lehrkraft, Organisationstalent, IT-Experte, Bürokaufmann/-frau, Sanitäter(in), Sozialarbeiter (in) und Ansprechpartner(in)  für alle und alles zu sein. 

Wer Schulleitung einer kleinen Grundschule wird, der weiß mittlerweile, worauf er oder sie sich einlässt. Die Motivation, eine kleine Schule zu leiten, ist in den seltensten Fällen der finanzielle Aspekt. Schulleitung einer kleinen Grundschule wird man, weil man – wie die Lehrkräfte – die Nähe dieses kleinen Systems aushalten kann. 

Weil man die Chancen erkennt, die mit kleinen Grundschulen einhergehen: Die unschätzbare Bedeutung kleiner Grundschulen für frühkindliche Bildung und Inklusion in ländlichen Gebieten. Durch innovative pädagogische Konzepte, die verstärkte Einbindung der Eltern und der lokalen Gemeinschaft sowie die Nutzung digitaler Technologien können kleine Schulen ihre individuellen Stärken ausspielen. Zudem kann die Zusammenarbeit mit anderen Schulen und Bildungseinrichtungen in der Region Ressourcen und Fachwissen bündeln. Schulträger können auch durch geschickte Regelungen und Absprachen bezüglich der Schuleinzugsgebiete dafür Sorge tragen, dass Kinder, die aus inklusiven Gründen in kleineren Systemen besser aufgehoben sind, die Möglichkeit der freien Wahl erhalten.

Kleine Grundschulen in ländlichen Gebieten nehmen eine bedeutende Rolle in der frühkindlichen Bildung ein, insbesondere im Kontext der Inklusion von Kindern mit besonderen Bedarfen. Trotz struktureller und personeller Herausforderungen spielen diese Schulen eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Vielfalt, Individualität und sozialer Integration. Ihre Bedeutung erstreckt sich über den reinen Bildungsaspekt hinaus und wirkt sich positiv auf die gesamte Gemeinschaft aus.

Kleine Grundschulen sind oft besser aufgestellt, um inklusive Bildung zu ermöglichen. Durch kleinere Klassenverbände und eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Eltern und externen Fachleuten können individuelle Unterstützungsangebote für Kinder mit besonderen Bedarfen besser koordiniert werden. Die familiäre Atmosphäre und die Nähe zur lokalen Gemeinschaft schaffen ein Umfeld, in dem Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen sich unterstützt fühlen und an Selbstvertrauen gewinnen können. Dies trägt wesentlich zur erfolgreichen Inklusion bei.

Kleine Grundschulen bieten einen idealen Rahmen für eine ganzheitliche frühkindliche Bildung. Durch eine stärkere individuelle Betreuung und engere Beziehung zwischen Lehrern und Schülern können die Lernbedürfnisse jedes Kindes besser erfasst und unterstützt werden. Dies ermöglicht eine differenzierte Förderung und berücksichtigt die vielfältigen Lernrhythmen und -stile der Kinder. Zudem schaffen kleine Schulen oft Räume für eine Vielzahl von außerschulischen Aktivitäten, die die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder bereichern.

Kleine Grundschulen spielen eine wichtige Rolle bei der Stärkung der sozialen Bindungen in ländlichen Gemeinschaften. Sie dienen oft als Treffpunkt und Mittelpunkt des sozialen Lebens, in dem nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern und andere Gemeindemitglieder zusammenkommen. Dies kann dazu beitragen, das soziale Gefüge der Dorfgemeinschaft zu festigen und den Zusammenhalt zu stärken.

Kleine Grundschulen in ländlichen Gebieten sind unverzichtbare Akteure in der frühkindlichen Bildung und Inklusion. Ihre enge Verwurzelung in der lokalen Gemeinschaft, die individuelle Förderung der Schüler und die Möglichkeit zur Umsetzung inklusiver Bildungskonzepte machen sie zu authentischen Orten des Lernens, der Vielfalt und des sozialen Miteinanders. Es ist wichtig, ihre Bedeutung hervorzuheben und sie bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen zu unterstützen, damit sie weiterhin einen wertv zur positiven Entwicklung der Kinder und der gesamten Gemeinschaft leisten können.

Kleine Grundschulen in ländlichen Gebieten stehen zweifelsohne vor großen Herausforderungen. Dennoch dürfen wir ihre Bedeutung für die dörfliche Struktur und die Bildungschancen der Kinder nicht unterschätzen. Indem wir die strukturellen und personellen Probleme angehen und gleichzeitig ihre Chancen nutzen, können wir dazu beitragen, dass diese Schulen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Denn welche Alternativen gibt es? Zentralisierung der Grundschulen in großen Schulneubauten, für die kleine Kinder mit Bussen morgens und nachmittags lange Wege hin-und hertransportiert werden? Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit? Wegfall des Wahlspruchs „Kurze Wege für kurze Beine“? Da wird man sich die Frage gefallen lassen müssen, ob Wirtschaftlichkeit uns so viel wert ist.

Bullerbü war gestern – aber kleine Grundschulen sind und bleiben ein wesentlicher Bestandteil unserer ländlichen Gemeinschaften, die man stärken und wertschätzen sollte. 

Storytelling mit Scratch

Storytelling mit Scratch

Die Umsetzung erster Programmierkenntnisse und Storytelling lassen sich hervorragend miteinander verbinden. Im Grundschulbereich eignet sich dazu die kostenfrei nutzbare App ScratchJr, die einen niederschwelligen Zugang ermöglicht. Grafisch und technisch aufwendigere Projekte können über die browserbasierte Plattform Scratch for Education (https://scratch.mit.edu) realisiert werden, die Lehrkräften kostenlosen Zugang bietet. Schülerzugänge lassen sich dadurch leicht erstellen.

In folgendem Beispiel haben wir mit der App ScratchJr gearbeitet.
Die Entwicklung und Umsetzung einer kurzen Geschichte war in die Lerneinheit zur Ganzschrift „School of Talents“ eingebettet und wurde mithilfe transparenter Bewertungskriterien als besondere Lernaufgabe beurteilt.

Das Storyboard


Im Vorfeld beschäftigten sich die Kinder intensiv mit einer Hauptperson des Buches durch Personenbeschreibungen. Anschließend wählten sie eine prägnante Textstelle aus und erstellten dazu ein Storyboard mit vier „Bildern“. Ein analoges Storyboard erleichtert den Prozess:

  • Es ermöglicht die visuelle Strukturierung der Geschichte.
  • Es dient als Planungsinstrument für Szenen.
  • Es unterstützt den kreativen Prozess durch Visualisierung von Ideen.
  • Es hilft beim Identifizieren von Logiklücken.

Warum vier Sequenzen im Storyboard? ScratchJr bietet leider nur die Möglichkeit, vier verschiedene Bilder zu erstellen. Mit Scratch for Education können hingegen beliebig viele Szenen durch Wechsel des „Bühnenbildes“ angelegt werden. Dieses Programm bietet allerdings eine Vielzahl an Möglichkeiten und kann bei Programmiereinsteigern schnell überfordern.

Arbeit mit dem iPad


Mit der Storyboardvorlage starteten wir auf den iPads mit der Umsetzung. An unserem Prowise-Board ist ScratchJr installiert, sodass wir im Klassenverbund nach einer kurzen Einführung mit dem Anlegen der Szenenhintergründe und dem Gestalten der zu programmierenden Figuren begannen. Hierfür benötigten wir eine Doppelstunde. Die begrenzten grafischen Möglichkeiten bei ScratchJr führten teilweise zu Frustration, da das Hochladen eigener Grafiken nicht möglich ist – im Gegensatz zu Scratch for Education.

Die bei den Kindern aufgetretenen Fragen zu den Programmierschritten sammelten wir zunächst und besprachen sie dann gemeinsam:

  • Wie beginnt die Geschichte?
  • Wie wechselt man die Szene?
  • Wie bewegt man die Figuren?
  • Wie lässt man die Figuren sprechen?
  • Können Geräusche eingebaut werden?

Für die eigentliche Programmierung benötigten wir nochmals zwei Doppelstunden. Einige Kinder, die bereits an der Robotik-AG teilgenommen hatten, kannten sich ein wenig mit Scratch aus und konnten so die Mitschüler als Experten unterstützen. Trotz der reduzierten Programmierbefehle gelang es allen Kindern, ihre Figuren zu animieren. Die Herausforderung lag in der Feinabstimmung des Zusammenspiels der Figuren, für das eine Zeitverzögerung nötig war.

Am Ende jeder Stunde sammelte ich die Arbeiten der Kinder per AirDrop. Unsere Schule verfügt nur über einen Klassensatz iPads, die auch in anderen Klassen genutzt werden, weshalb nicht garantiert werden konnte, dass die Scratch-Geschichten nicht versehentlich gelöscht werden. Durch AirDrop konnte ich die Fortschritte auf meinem Lehrerinnen-iPad nebenbei sichern.

Feedback


Die Kinder hatten unterschiedliche Zeiträume für die Umsetzung ihrer Aufgaben benötigt. Sie erbaten sich wiederholt Feedback, anfangs bei mir. Um dieses transparent zu halten, hatte ich zu Beginn einen „Tipp“-Zettel verteilt. Nach dieser Vorgabe konnten die Kinder gegenseitig konstruktive Kritik üben. Meine Rückmeldung als Lehrkraft wurde allmählich weniger gefragt, sodass ich mich auf Kinder mit höherem Unterstützungsbedarf konzentrieren konnte. Als Abschluss nutzten alle begeistert die Möglichkeit, ihre Story der Klasse zu präsentieren. Nach jeder Präsentation wählten die Kinder drei Feedbackgeber aus, die ausschließlich positive Rückmeldungen gaben, da es Kritik gegebenenfalls bereits im Einzelgespräch gab. Für die Präsentationen nahmen wir uns eine Doppelstunde Zeit.

Die Benotung erfolgte durch mich nach transparenten Bewertungskriterien, die jedes Kind schriftlich erhielt.

Storytelling mit StopMotion

Storytelling mit StopMotion

1. Pädagogik first – Einsatzszenarien

  • Deutsch- und Fremdsprachenunterricht:  behandelte Unterrichtseinheiten vertiefen und Geschichtenerzählen – bzw. schreiben fördern.
  • künstlerisch-gestalterische Unterrichtsfächer: Gestaltung von Figuren, Requisiten und Kulissen aus unterschiedlichen Materialien, Einstieg in die Grundlagen des Filmens
  • MINT-Fächer: Darstellung mathematischer Rechenarten  und naturwisenschaftlicher Vorgänge
  • kritische Auseinandersetzung mit Medienproduktion und -nutzung an.

2. Technik

Du benötigst nicht viel digitale Technik, um einen StopMotion-Film zu drehen.

Das Wichtigste hast du sicherlich immer dabei: Ein Smartphone oder ein Tablet.

Aber auch eine Digitalkamera kann dir gute Dienste leisten.

Was du sonst noch benötigst, habe ich dir hier zusammengefasst.

2.1. Grundausstattung

  • Handy
  • Ipad
  • Digitalkamera

2.2. App StopMotion Studio

Die App „StopMotion Studio“ ist kostenlos für IOS, Android und Windows erhältlich. Für die Pro-Variante, die mehr Nutzungsmöglichkeiten mitbringt, muss man ca. 10€ rechnen.

IOS: ‎Stop Motion Studio im App Store (apple.com)

Android: Stop Motion Studio – Apps bei Google Play ( zur Zeit nicht erhältlich)

Windows: Buy Stop Motion Studio – Microsoft Store

2.3. Damit nichts wackelt – Stativ

  • „Schwanenhals“
  • Plastik-Box (siehe Trickbox)
  • Klapptisch mit Ausschnitt
  • Legosteine
  • Tisch/Stuhl
  • etc.

Hier zwei Beispiele:

2.4. Für Bastler: Trickbox

Bau einer Trickbox für Erklärvideos/StopMotion-Filme: https://youtu.be/5fpD8EW6kXg

3. Ablauf

  • Inhaltliche Hinführung (Geschichte des Films, Theorie, erste Übungen)
  • Vor-Produktion (Filmidee, Storyboard erstellen, ggf. Basteln)
  • Film-Produktion (Szene aufbauen, Bilder aufnehmen und zusammenfügen)
  • Nachbereitung (Ton einfügen/anpassen)

3.1. Storyboard

Eine gute Geschichte braucht ein passendes Drehbuch. 

Dafür können Storyboard-Vorlagen genutzt werden. 

Hier drei Beispiele:

1. storyboard.pdf (mediamanual.at)
2. Microsoft Word – fvu_trickfilm_ab_05a_drehbuchvorlage.docx (sachsen.schule)
3. box storyboard.ai (weebly.com)

Je nach Alter und Erfahrung der Schüler:innen kann das Storyboard mit Stichworten oder auch mit szenischen Skizzen gefüllt werden.

3.2. Material

Hintergrund:

  • Tonkarton (grün oder blau)
  • Whiteboardfolie (ggf. magnetisch)+Whiteboardstifte (abwischbar)
  • selbst gestaltete Kulisse

Material:

  • Legematerial (ausgeschnittene Elemente aus Papier o.ä., selbst erstellt bzw. vorgefertigt)
  • Figuren (Lego, Playmobil, Schleich, etc.)
  • Knetmasse (ggf. mit Draht selber Figuren erstellen)

Beleuchtung:

  • Schreibtischlampe

4. Setting

Man benötigt nicht viel für den Anfang: Ein einfarbiges Tuch oder ein großer Bogen Tonkarton als Hintergrund genügen. 

Wenn man in der App mit der GreenScreen-Funktion arbeiten möchte, empfiehlt sich ein grüner oder blauer Hintergrund.

Die Nutzung der Überblendfunktion ist empfehlenswert. 

Wichtige Punkte:
  • Kamera fixiert
  • eine gute Ausleuchtung ohne Schattenwurf
  • bei der Vertonung ein angeklipstes Mikrophon und/oder eine geräuschearme Kulisse.

5.1. StopMotion Film mit selbstgestalteten Figuren

 Beispiel 1:

  • Klasse 4
  • Gestaltung von Figuren (Pinguinen) im Textilunterricht
  • Gemeinsames (kollaboratives) Schreiben einer passenden Geschichte (Team 2-3 SuS) 
  • Gemeinsames Entwickeln des Storyboards 
  • Erstellen von Requisiten und Kulissen aus unterschiedlichen Materialien 
  • Gemeinsames Erstellen des StopMotion Films

5.2. StopMotion Film mit echten Gegenständen

 Auch als Erklärvideo eignen sich Stop Motion Filme wunderbar. 

5.3. StopMotion Film mit Lego

6. Videos veröffentlichen

  • Youtube (Datenschutz?) ->auf „nicht gelistet“ stellen
  • Vimeo (kostenpflichtig, dafür ohne Werbung, ab 6€ pro Monat)
  • Iserv (Größe beachten)
  • Taskcards oder Padlet (bei kostenfreier Version nur wenig Datenupload möglich)
  • Website/Homepage (Schulhomepage)
  • Moodle
  • YouTube-Videos bereinigen (Werbung ausblenden): Linkumleitung über https://video.link/ oder safeshare.tv

7. Los geht’s!

Jetzt bist du dran: 

Dreh deinen eigenen StopMotion-Film (max. 1 min)

  • Suche dir Material 
  • Erstelle ein Ministoryboard
  • Drehe den Film

KI in der Grundschule – Erste Versuche mit dem Portal SchulKI

„Was kann ich heute cooles kreieren, mit den Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen?“

Das Potal schulKi.de bietet viele Möglichkeiten für den Einsatz in der Grundschule. Einerseits kann man dort als Lehrkraft Unterrichtsmaterialien vorbereiten, zum Beispiel Texte in verschiedenen Anspruchsniveau generieren lassen, einen bereits vorhandenen Text umschreiben oder Fragen dazu erstellen lassen. und dann bietet SchulKI natürlich auch noch die ganz grandiose Möglichkeit, über die Eingabe von Prompts Bilder zu generieren. Das passt jetzt wunderbar in meine derzeitige Unterrichtsplanung, denn wir üben gerade genaues Beschreiben von Personen. In diesem Schulhalbjahr lesen wir die Ganzschrift School of Talent und sind schon bei den letzten Kapiteln. Die Kinder der Klasse 4 bekamen also die Aufgabe, sich eine Person aus dem Buch auszusuchen und dazu einen Steckbrief zu erstellen. Mit diesem Steckbrief und dem Bild, dass jedes Kind von der ausgewählten Person im Kopf hat, wollten wir die K.I. „füttern“. Ich stellte den Kindern SchulKI kurz am Activeboard vor und erklärte die nötigen Schritte. Direkt vor der Stunde hatte ich im Portal einen Freigabeschlüssel generiert, den ich den Kindern nun bequem übers Board per QR-Code zur Verfügung gestellt. Das Anmelden über die iPads ging problemlos und war innerhalb von Minuten erledigt, so dass wir direkt in die Arbeit mit der KI einsteigen konnten. Das Eingeben der Prompts gestaltete sich zunächst ein wenig schwierig, denn die Kinder mussten erst mal verstehen, wie sie die einzelnen Begriffe einzutippen hatten. Nach einer Einarbeitungszeit von waren aber alle in ihre Aufgabe vertieft (Rechtschreibfehler ignoriert die KI weitestgehend, trotzdem war hier genaue Kontrolle gefordert, denn die Bedeutung des Wortes kann sich durch Fehleingaben ändern). Das Spannendste war natürlich das anschließende Generieren des Bildes. 

Bei einigen Kindern hat es leider nicht funktioniert, was wir teilweise damit begründet haben, dass vielleicht einige Begriffe im Algorithmus der KI gesperrt sein könnten. Hier müssen wir noch nacharbeiten und dann erneut ausprobieren. Die Ergebnisse, die wir bekommen haben, waren dagegen fantastisch, alle Kinder begeistert. 

Wir haben bewusst nicht einen Comicstil gewählt, sondern ein realistischen Stil, um die Ergebnisse so lebendig wie möglich zu haben. Die unterschiedlichen Ergebnisse haben die Kinder dann zu intensiven Diskussionen angeregt, welches der vier generierten Bilder denn nun dem Bild, entspricht, das im Buch abgebildet ist (also das Bild der Illustratoren) oder das Bild, das sie schon selbst für sich im Kopf haben. 

Einige Promts wurden interessanterweise von der KI gar nicht berücksichtigt, ein Mädchen merkte an: „Ich habe extra geschrieben: Sie hat den Pullover um die Hüften gebunden. Aber die KI hat das gar nicht gemacht, denn sie hat den Pullover ganz normal an.“ 

Wir werden in den nächsten Tagen noch einmal die Prompts überprüfen und verbessern und dann einen neuen Anlauf wagen. Beim genauen Betrachten der generierten Bilder sind den Kindern Kleinigkeit aufgefallen: Merkwürdige Anordnung der Finger, Augen, Ohren. Auch das möchte ich noch vertiefen, denn die Kinder sind sehr motiviert und neugierig dabei.

Storytelling mit Augmented Reality – Interview mit einem Pokémon

Storytelling mit Augmented Reality – Interview mit einem Pokémon

Wie bin ich auf die Idee gekommen? Die App Pokémon Go habe ich seit 2016 und spiele immer mal wieder mal mehr mal weniger damit (das älteste Pokémon ist Pidgeot und wartet immer noch auf seine Megaentwicklung). Pokémon GO hat die tolle Funktion, dass man sich die Pokémons in ihrer tatsächlichen Größe durch  Augmented Reality anschauen kann. D.h. ich kann das Pokémon in der App dort platzieren, wo ich’s haben möchte und es mir dann ganz in Ruhe anschauen. Wenn ich das Pokémon in der App berühre, zeigt es seinen speziellen Kampfmove. Stichwort Vernetzung: Mein Trainerinnencode lautet 408131277925 😁.

Beim letzten Spaziergang durch den Wald, die Sonne schien so schön, kam mir die Idee, ein paar Pokémon im Unterholz und entlang meines Weges zu fotografieren. Ich wählte elf Pokémon aus und fotografierte sie. 

Diese Fotos habe ich dann in meiner dritten Klasse im Deutschunterricht zum Thema wörtliche Rede eingesetzt. Im Moment ist in der dritten und vierten Klasse bei uns der Hype zu den Pokémon Karten wieder enorm groß, so dass die Motivation diesbezüglich sehr hoch ist. 

Die Aufgabe lautete: Stell dir vor, du machst ein Spaziergang und triffst dieses Pokémon. Schreibe auf, was du es fragen, wie du dich mit ihm unterhalten würdest. Führe ein Interview mit ihm. Überlege dir auch, was das Pokémon antworten könnte. Notiere jedes Mal, wer fragt und wer antwortet. Setze das, was gesprochen wird, in Anführungszeichen (auch Gänsefüßchen genannt).

Die Kinder haben dann zu zweit je ein Pokémon-Foto bekommen („Boah, Frau Kruse, ist das echt?“ – kleine Erklärung über AR eingeschoben) und im Team das Interview ausgearbeitet. Wörtliche Rede wurde gekennzeichnet, Anführungszeichen auch. Vorgetragen wurde das Interview dann mit verteilten Rollen vor der Klasse. Dann kam das Highlight der Stunde: die Pokémon erschienen. Dank Screencast konnte ich meinen Handybildschirm auf das Activeboard (hier: Prowise) spiegeln. Also die App geöffnet und das passende  Pokémon für den jeweiligen Vortrag virtuell erscheinen lassen. Die Kinder konnten sich selber auf der Tafel sehen nebst dem eingeblendeten Pokémon und so mit ihm gemeinsam das Interview durchführen. Da die wenigsten Kinder die einzelnen Pokémon wirklich kennen, mussten sie bei den Antworten kreativ werden und haben sich tolle Dinge einfallen lassen. 

Zum Abschluss war der große Wunsch der meisten Kinder, ich möge noch einmal Glurak erscheinen lassen, ein sehr großes mächtiges Pokémon. Das Pokémon war so groß, dass es virtuell fast die ganze Klasse ausgefüllt hat.