Blogparade #8 – Warum sollte man Lehrkraft werden?

Vorab: Seit Beginn des Jahres beteiligen sich interessierte Blogger*innen an einer Blogparade. Dabei verfassen alle Interessierten einen Artikel zu einem bestimmten Thema und veröffentlichen diesen bis zu einem festgelegten Datum auf ihrem Blog. In der neuen Ausgabe der Edublogparade 2024 geht es um die Frage, warum man in der heutigen Zeit noch Lehrkraft werden sollte.

Gefragt wird also ein positiver Text zum Lehrberuf, der das „warum nicht“ ausklammert. Ich möchte nichts beschönigen. Natürlich zeigt der Beruf der Lehrkraft (wie jeder andere Beruf) auch Schattenseiten, die nicht beschönigt werden sollen. Aber hier spielt ganz sicher der persönliche Fokus eine ganz große Rolle. Wie blicke ich auf meinen Beruf? Nehme ich die positiven Momente wahr? Erfreue ich mich an Erfolgen? Kommuniziere ich klar, was ich brauche? Meine Haltung kann ich selber wählen. 

Als ich 1994 mein Abitur in der Tasche hatte lag mir nichts ferner, als Lehramt zu studieren. Mein Vater war Lehrer am örtlichen Gymnasium (siehe mein Beitrag auf https://köpfchenkunde.de/2024/03/28/blogparade/ ) und natürlich wollte ich in dieser meiner renitenten Phase auf gar keinen Fall in seine Fußstapfen treten. Meine Berufswünsche schwankten bis kurz vor dem Abi noch zwischen Modedesign, Schriftstellerin und Künstlerin. Nach einigen Diskussionen mit der Berufsberatung und den Freundinnen stand für mich fest: Ich wollte Kunst studieren, ausziehen und endlich frei entscheiden können. So der Plan, der ziemlich schnell platzte, da es an den ausgewählten Kunsthochschulen Mappenabgabetermine gab, die ich allesamt verpasst hatte. Völlig ernüchtert diffundierte ich mehrere Wochen durch diverse Nebenjobs, bis eine Freundin Anfang Oktober zur Uni Vechta fahren und sich für Lehramt einschreiben wollte. Sie bot mir an, mich mitzunehmen und aus Langeweile fuhr ich mit.

Als wir abends zurückkamen hatte ich mich für das Lehramt an Realschulen eingeschrieben mit den Fächern Deutsch und Geschichte. Meine Eltern fielen aus allen Wolken, mein damaliger Freund auch. 

Ich sah das Studium zunächst als Möglichkeit, der häuslichen Enge zu entfliehen und „erst mal was zu haben“. Das Studentinnenleben habe ich genossen und -nachdem ich endlich eine eigene Wohnung hatten- auch eine gewisse Freiheit. 

Nach dem zweiten Semester stand dann das ASP (Allgemeines Schulpraktikum) an. Meine Freundin und Studienkollegin hatte sich bereits gekümmert und für uns beide einen Platz an der Grundschule Wachtum organisiert. Ich bin ihr heute noch dankbar dafür. Nach diesem Praktikum wusste ich genau, dass ich Lehrerin werden wollte und habe im dritten Semester dann meinen Studienschwerpunkt und auch meine Fächer verändert: Lehramt Grundschule mit Deutsch, Sachunterricht und endlich endlich Kunst. Ich habe (nicht nur in diesem Praktikum) viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer kennengelernt, die mich beeindruckt und beeinflusst haben.

Natürlich gibt es sachliche Gründe für die Wahl des Lehrberufes:  Eine gewisse Verlässlichkeit (Lehrkräfte werden immer gebraucht), die pünktliche und verlässliche Besoldung und ja, auch die Ferienzeiten (zumindest wenn man Kinder hat).

Aber der Hauptgrund für meine Wahl dieses Berufes ist die Arbeit mit den Kindern, die mich damals wie heute begeistert und meine Haltung prägt: Ich möchte jedem Kind zeitgemäßes Lernen ermöglichen, um bestmöglich auf die Welt da draußen vorzubereiten. Mit viel Herz und Zuspruch, mit Freude und Geduld, mit Diskussionen und Wettbewerben, aber auch mit klaren Grenzen und Regeln. 

Ich möchte mit meinen Kolleg:innen ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem jede:r von uns achtsam und effizient agieren kann. In dem kontrovers diskutierten und gemeinsam gelacht werden kann. In dem jede:r seine Kompetenzen und Schwächen zeigen darf.

In den 25 Jahren meiner Lehrerinnenlaufbahn durfte ich Schülerinnen und Schüler an unterschiedlichen Grundschulen, Haupt- und Realschulen begleiten, seit zwei Jahren bin ich nun Schulleiterin der Grundschule Wachtum (zu Schulleitung könnte auch noch ein Blogpost folgen) und mich in diese Rolle ausprobieren. 

Ich habe die Berufswahl bis heute nicht bereut, sage aber auch klar, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Ich möchte später keine Geschichten im traurigen Konjunktiv erzählen.

Weitere Beiträge gibt zum Thema :

  1. Erik Grundmann
  2. Jan Martin Klinge
  3. Katharina Mowitz
  4. Lars Fengler
  5. Gesa von Lærari
  6. Herr Mess

Blogparade #4: Ein Pauker-Schlag oder auch: Welche Lehrer haben mich beeindruckt?

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt. Die Wahl zum Thema Nummer 4 wurde diesmal von Herrn Mess organisiert.

Here we go: Osterferien in Niedersachsen, zweite Woche. Die Kinder sind auf dem Ponyhof, der Mann muss arbeiten. Ich habe ganz viel Zeit für mich, für Müßiggang, zum Abschalten, zum Schule Schule sein lassen, für Dinge, für die sonst die Zeit fehlt. Also endlich mal Zeit, einen Beitrag zur Blogparade zu schreiben (Danke, Susanne Posselt, für deine Tipps dazu).

Und dann dieses Thema: Ein Lehrer oder eine Lehrerin aus meiner eigenen Schulzeit hat mich nachhaltig beeindruckt, weil….. weil? 

Ich bin ein Lehrerkind. Mein Vater war Studienrat auf dem örtlichen Gymnasium in unserer Kleinstadt und das bedeutete für mich, dass der Freundes- und Bekanntenkreis meiner Eltern sich überwiegend aus Lehrerinnen und Lehrern zusammensetzte. Als ich ab der 7. Klasse (damals gab es noch die Orientierungsstufe in Niedersachsen) das Gymnasium besuchte, kannte ich den Großteil des Kollegiums bereits – und sie mich. 

Ich denke an den skurrilen Geschichtslehrer mit Ledertasche und Butterbrot. Die Deutschlehrerin mit permanent guter Laune und roten Bäckchen. An die Kunstlehrerin mit den wilden Geschichten aus Paris. An den Sportlehrer mit Jogginganzug und Dauerverspätung. An den Mathematiklehrer mit Schwerhörigkeit und Lautstärke. An die Französischlehrerin mit Dolmetscherausbildung ohne Pädagogikerfahrung. An den Physiklehrer mit nikotingelben Fingernägeln. Den Biolehrer mit Kaffeevorrat im Archiv. An den Musiklehrer mit Liebe für deutsches Liedgut aus der Mundorgel. Jede und jeder ein Unikat, Lehrkräfte, über die wir auch nach vierzig Jahren noch den Kopf schütteln oder uns liebevoll erinnern. Lehrkräfte, die uns mal mehr oder weniger engagiert auf unserer Schullaufbahn begleitet haben.

Vielleicht hatte diese Vertrautheit mit dem Lehrerleben für mich zur Folge, dass ich einige meiner (Klassen-)Lehrer und Lehrerinnen recht nett fand, aber mich niemand wirklich nachhaltig beeindrucken konnte. Niemand – bis auf meinen Kunstlehrer.

Und so ist dieser Blogpost -anders als geplant- ein durchaus persönlicher Nachruf für den besten Kunstlehrer geworden, den ich kannte – meinen Vater. 

Mein Vater floh als Junge mit seiner Familie aus dem Osten über Berlin in den Westen, eine hochdramatische und tief berührende Geschichte. Nachdem meine Großeltern sich mit dem Wenigen, was ihnen geblieben war, in Hagen/Westfalen niedergelassen hatten, ging mein Vater zunächst bei einem Gärtner in die Lehre, später landete er im Frankfurter Botanischen Garten, wovon ein paar Fotos in einem alten Fotoalbum zeugen. 

Mein Vater beschloss nach erfolgreicher Ausbildung, sein Abitur auf dem Kolleg in Siegen abzulegen, was ihm auch gelang. Danach ging er gemeinsam mit meiner Mutter nach Mainz, um dort viel Fleiß und Disziplin Kunst und Biologie zu studieren. Den Lebensunterhalt für die Familie verdiente er neben dem Studium durch Jobs wie Anstreichen von Kühltürmen mit natogrünem Speziallack, Katalogisieren von Filmrollen im Archiv des ZDFs oder Arbeiten bei den Bergischen Achsen in den Semesterferien. In unserer Miniwohnung hatte eine eigene Dunkelkammer aufgebaut und brachte sich selber das Entwickeln und Vergrößern von Fotos bei. Bald gab es neben der Spiegelreflexkamera eine Super-8-Kamera und so bin ich in der glücklichen Lage, bewegte Bilder meiner Kindheit immer wieder anschauen zu können (denn die Filme hat er in seinen letzten Lebensjahren noch mal eben selber digitalisiert). In den 80er Jahren fing er dann an, Zaubertricks einzuüben und diese immer mehr zu professionalisieren. Zum Zaubern kam dann irgendwann das Bauchreden dazu. Nach einer kleinen Auswahl von Handpuppen kam irgendwann Gottfried, sein alter Ego. Mit ihm hat mein Vater es auf ein besonderes Level des Bauchredens geschafft.

Mein Vater konnte sich sein Leben lang für vieles begeistern und diese Begeisterung auf seine Schülerinnen und Schüler übertragen. Er drehte mit ihnen Anfang der 80er Jahre Super-8-Trickfilme, sorgte dafür, dass digitale Medien an der Schule für den künstlerischen Bereich sehr früh angeschafft und eingesetzt wurden. Gestaltete und baute Kulissen für Schulveranstaltungen und seine geliebte Theater-AG. Mein Vater schrieb und gestaltete viele Jahre hindurch sehr akribisch das Jahrbuch der Schule. Richtete ein schulisches Fotolabor ein und bot die dazugehörige Foto-AG an. Er erhielt den Preis als beliebtester Lehrer und schaffte es zweimal (bei unseren jüngsten Geschwistern), vom jeweiligen Abijahrgang mit einem Kilmerstuten (Tradition im Oldenburger Münsterland) überrascht zu werden.

Die Nähe zu den Schülerinnen und Schülern, die er zuließ, fußte auf gegenseitigem Respekt. Ich habe ihn nie über Schüler/Schülerinnen oder Kollegen/Kolleginnen schimpfen hören. Wenn jemand seine Hilfe benötigte, war er da. Er unterstütze, wo er konnte, hatte für alle ein offenes Ohr. Er war sehr gerne Lehrer und das zeigte er, durch die Qualität seines sorgfältig geplanten Unterrichts, durch die Mühen, die er sich bei der Materialbeschaffung gab. Durch die Möglichkeiten, die er den Schülerinnen und Schülern bot. Durch seinen Humor, der nie verletzend, aber immer unterhaltsam war. 

Leider gibt es eine Kehrseite der Medaille: Die Aufopferung für den Beruf, für seine Leidenschaften, die bedingungslose Hilfsbereitschaft anderen gegenüber verdeckten gekonnt seine Schwachstellen. Den Eintritt in den „Unruhestand“ durfte aus gesundheitlichen Gründen nicht lange genießen. Viele Dinge mache ich anders als er – ich achte auf meine Gesundheit, mein Familienleben ist mir sehr wichtig und ich habe gelernt, nein zu sagen. 

Mein Vater hat mich (nicht nur) als Lehrer nachhaltig beeindruckt, weil er mich gelehrt hat, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Nicht vorschnell zu urteilen und lieber eine Nacht über etwas zu schlafen (was mir nach wie vor schwer fällt, aber ich bemühe mich!). Kreativ zu sein und Dinge auszuprobieren, die man interessant findet, auch auf die Gefahr hin, dass Fehler passieren könnten. An das eigene Potential zu glauben und nicht vorschnell aufzugeben. So manchen Gedanken und Plan durchaus kritisch zu hinterfragen. Kinder wichtig und ernst zu nehmen.

Er war der beste Lehrer, den ich kannte.

Er fehlt.


Christiane Schicke auf „Neues aus dem Baumhaus“: https://moewenleak.wordpress.com/2024/03/26/blogparade-4-ein-pauker-schlag-oder-auch-welche-lehrer-haben-mich-beeindruckt/.

Erik Grundmann auf SchulMUN: https://www.schulmun.de/2024/03/27/2024-09-lehrkraefte-die-mir-besonders-im-gedaechtnis-geblieben-sind-als-teile-einer-blogparade/

Unterrichtsmaterial privat anschaffen?

Unterrichtsmaterial privat anschaffen?

In letzter Zeit kam in Social Media wieder das alte Thema auf, dass Lehrkräfte Dinge privat anschaffen, die sie für ihre Unterrichtsvorbereitung und -dokumentation benutzen. Häufig genannt werden Verbrauchsmaterialien wie Stifte oder Laminierfolien, aber oftmals auch Geräte wie Laptops, iPads, Plotter oder Drucker oder gar Möbel. Das Thema ist nicht neu, aber vor dem Hintergrund der Lehrer:innengesundheit und der Schultransformation verdient es genauere Betrachtung.

Als Lehrerin habe ich mir im Laufe der Jahre ebenfalls sehr viel privat angeschafft, was aber häufig daran lag, dass ich eben auch zu Hause flexibel darauf zurückgreifen wollte. So ein Laminiergerät kostet nicht die Welt, so konnte ich auch am Wochenende Materialien vorbereiten und musste nicht extra noch zur Schule fahren. Ein Farbdrucker leistet auch für den Rest der Familie gute Arbeit, vor allem wenn man Kinder hat, die „mal eben noch was ausdrucken“ müssen. Ich besorgte mir Material, dass von den Schulleitungen als „nicht unbedingt für die Schule notwendig“ bezeichnet wurde oder das mich einfach privat total gereizt hat (mein Fundus an Material für Augmented Reality und Virtual Reality reicht für ein ganzes Kollegium). Natürlich habe ich bereits 2011 ein IPad gehabt und immer darauf geachtet, dass der PC im Arbeitszimmer aktuellen Anforderungen entsprach. Diese Geräte wurden aber überwiegend für private Zwecke genutzt. 

Mit fortschreitender Digitalisierung haben dann auch endlich digitale Endgeräte als „Dienstgeräte“ Einzug gehalten und ich bin sehr froh, in den letzten Jahren Schulträger gehabt zu haben, denen dieses Ausstattungsmerkmal wichtig ist. In den meisten Schulen sind mittlerweile multimediale Arbeitsplätze eingerichtet, und mit etwas strukturierter Planung kann man als Lehrkraft dort wunderbar alles für den Unterricht vorbereiten. 

Als ich Schulleiterin wurde, konnten meine Kolleginnen in einer „Wunschliste“ eintragen, welche Materialien sie für ihre tägliche Arbeit benötigen. Bei uns muss keiner Korrekturstifte, Tesafilm oder Laminierfolien für den Unterricht selber anschaffen, das bezahle ich aus dem Etat. Bei speziellen Wünschen besprechen wir die Anschaffung vorher gemeinsam, denn der Etat ist endlich. Alle Räume haben eine notwendige und zweckmäßige Grundausstattung. Bei zusätzlichen Wünschen (Pflanzen, Deko, usw.) wird gemeinsam überlegt, ob die Anschaffung kurzfristig notwendig und finanziell möglich ist (Schulbudget) oder ob sie auf die Antragsliste für den Haushalt des Schulträgers wandert.

Für Adventsdeko steht ein gemeinsam festgelegter Betrag zur Verfügung.

Bei uns steht jeder Lehrkraft ein digitales Endgerät zur Verfügung mit allen Programmen, die für die Unterrichtsvorbereitung und -dokumentation benötigt werden. Auf dem Iserv sammeln wir in fachbezogenen Ordnern digitales Arbeitsmaterial, auf das jede Kollegin Zugriff hat. Auch ein Schulzugang zum digitalen Tageszeitungsabo ist eingerichtet. Da unsere Klassenräume mit digitalen Tafeln ausgestattet sind, haben wir zusätzlich für jede Lehrerin einen Spotify-Premiumaccount eingerichtet sowie einen YouTube-Premiumaccount mit Schulzugang. Das gibt uns sehr viel Flexibilität durch werbefreien Musik-und Filmzugriff, gleichzeitig ist der Zugang sehr niedrigschwellig. Dadurch fällt es leicht, den Unterricht schrittweise digital zu erweitern. 

Gemeinsame Entscheidungen und Transparenz über die Verwendung der finanziellen Mittel zeigen die gegenseitige Wertschätzung und fördern die Zufriedenheit und den Teamgedanken im Kollegium. Schulleitung sein bedeutet zwar, Budget und Etat verwalten zu müssen. Es bedeutet aber nicht, mit dieser Aufgabe ausschließlich alleine beauftragt zu sein. Das Denken in Hierarchien ist meiner Meinung nach gerade im Grundschulbereich überholt. Vielmehr ist es der Teamgedanke, der wichtig und entlastend ist.

Ein paar Worte zum Abschluss:

Man sollte sich immer die Gründe anschauen, warum eine Lehrkraft meint, Dinge privat anschaffen zu müssen. Ich finde, dass man als Lehrkraft differenzieren sollte zwischen „Das brauche ich NUR für den Unterricht und die Schule stellt es mir NICHT zur Verfügung.“ und „Das brauchen auch andere Personen in meinem Haushalt.“ bzw. „Das setzte ich auch für eine Nebenerwerbstätigkeit ein.“ 

Leider vergessen viele Kolleg:innen, die sich über die zusätzlichen Anschaffungen (zumeist für das häusliche Arbeitszimmer) aufregen, zu erwähnen, dass sie damit auch die ein oder andere Referententätigkeit planen bzw. Materialien vorbereiten, die dann auf diversen Plattformen wie Eduki kostenpflichtig angeboten werden. Dass es sich dabei -zumindest in Niedersachsen-um anzeigepflichtige Nebentätigkeiten handelt, wird ebenso schnell mal vergessen.

7 Monate, 7 Tage – von Kühen und Mammuts.

7 Monate, 7 Tage – von Kühen und Mammuts.

Mein innerer Monk erfreut sich am Datum – seit 7 Monaten und 7 Tagen bin ich nun Schulleiterin. Es ist unglaublich, wie schnell die Wochen vorbeifliegen, wie viel Neues sich zeigt und wie gut es tut, auf bewährte Strukturen und Unterstützung vertrauen zu können.

Meine schulfachliche Dezernentin hat mir beim letzten Gespräch den guten Rat mit auf den Weg gegeben, jede Woche die Dinge zu notieren, die positiv verlaufen sind. 

Kennt ihr sicherlich, oder? Lenke den Fokus auf das Gute, das Schöne, das Funktionierende. Lass dich nicht herunterziehen von den Dingen, die nicht gelingen (wollen), grüble nicht über das, was sich sperrt. 

Und so füllt sich mein Journal wöchentlich mit dem, was sich im beruflichen Kontext an Positivem ereignet hat. Und mit Kühen. 

Jetzt ist es ja so, dass mir immer noch recht häufig die Frage gestellt wird: „Und? Ist die Schule so, wie du sie dir vorgestellt hast? Ist es wirklich wie Bullerbü?“ 

Ja, es ist ein Stück wie Bullerbü. Ein Kollegium, das sich als Team versteht. Schüler:innen, die in dörflichen Strukturen aufwachsen. Offenheit für Neues, gleichzeitig achtsamer Umgang mit Traditionellem. Da kann ich natürlich viele schöne Dinge notieren, die im Schulalltag aufploppen (und das mache ich auch). 

Die Erzählungen von Bullerbü zeigen aus kindlichem Blickwinkel, wie Lisa und ihre Freunde eine unbeschwerte Kindheit erleben. Und das wiederum hängt auch mit den räumlichen Begebenheiten zusammen: Leben auf dem Land, viel Natur, viel Bewegungsraum, viele Möglichkeiten. 

Solch schöne Erinnerungen an die Grundschulzeit möchten wir mit unseren Schüler:innen auch gerne schaffen, aber dazu fehlen die passende räumlichen Möglichkeiten und das wird wohl leider auch noch einige Zeit so bleiben. 

Die Kuh „Schulumbau“ ist innerhalb weniger Wochen zum Mammut mutiert, das sich auf dem Eis sehr wohlfühlt. 

Ungeplante Mehrkosten führten zum zeitweisen Baustop, der Weg zur angedachten Übergangslösung erwies sich als Sackgasse und letztendlich zog die Hiobsbotschaft, bis zur Fertigstellung unseres Schulgebäudes in der „Übergangslösung“ bleiben zu müssen, nicht nur mir kurzzeitig den Boden unter den Füßen weg. 

Als Schulleiterin bin ich schockiert über die Art und Weise, wie wenig wertschätzend hier mit den Bedürfnissen aller betroffenen Kinder umgegangen wird. Mehr kann und mag ich momentan dazu nicht sagen. Und ja, ich hoffe immer noch auf ein kleines Wunder, dass das Mammut vom Eis holen kann.

Neben dem Mammut mute die nächste Kuh mittlerweile eher leichtfüßig an. 

Ein Loch im Schulbudget erwischte mich im Dezember zunächst eiskalt. Budgetverwaltung ist komplettes Neuland für mich, ebenso die Vertragssituation der pädagogischen Mitarbeiterinnen. Da keine Fortbildung für Schulleitungen in diesem Bereich angeboten wurden (ich hatte alle Kanäle bemüht) durfte ich mich telefonisch auf Ursachenforschungen begeben. 

Viele viele Anrufe später kann ich mich nur noch einmal bei den kompetenten und stets freundlichen Mitarbeiter:innen des Finanzbereichs bedanken. Sie haben auch die vermeintlichen törichsten Fragen meinerseits so beantwortet, dass ich nicht nur die Gründe für das Minus identifizieren, sondern es auch reduzieren konnte. 

Ich kann nur jeder neuen Schulleitung raten, falls noch nicht vorhanden, eine Haushaltsüberwachungsliste anzulegen und zu pflegen, um so diese Kuh gut im Auge zu behalten. Behördenseitig würde ich mir mehr Unterstützung in Form von Fortbildungen wünschen. 

Dagegen ist die Kuh „SPÜ vor Einschulung“ eher zierlich und traute sich gar nicht weit hinaus aufs Eis. Dank der guten Vernetzung mit den Schulleitungskolleginnen der Nachbarschulen war ich schnell im Bilde über den Ablauf einer Überprüfung auf sonderpädagogischen Förderbedarf, wenn dieser bei der Schuleingangsuntersuchung von amtsärztlicher Seite empfohlen wird. Eine enge Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen der jeweiligen Kindergärten ist unerlässlich. Eine große Hilfe sind auch die Kolleg:innen der Mobilen Dienste und der Förderschulen, die uns Schulleitungen beratende unterstützen. In Niedersachsen ist das B&U-Portal eine großartige Möglichkeit, die entsprechenden Fachleute ins Boot zu holen. 

Ich kehre noch einmal auf den Rat der Dezernentin zurück. Positive Dinge zu notieren ist wichtig, weil wir sie sonst aus den Augen verlieren und alle Kühe zu Mammuts mutieren könnten. 

Auf meiner Plus-Seite stehen neben vielen kleinen positiven Begebenheiten im Unterricht vor allem Dinge, die wir im Team erreicht haben:

Wir haben beispielsweise zum zweiten Halbjahr die innere Rhythmisierung angepasst, um durch veränderte Lern- und Pausenzeiten bessere Bewegungs- und Erholungsmöglichkeiten für alle zu schaffen. 

Wir haben uns mit zwei anderen kleinen Grundschulen vernetzt zwecks langfristiger erfolgreicher Weiterbildung im digitalen Bereich. 

Wir setzen unsere Schulserverlösung Iserv umfassend ein: Die Kinder jeder Klasse haben Zugriff auf ihren Klassenkalender, in den wichtige Termine eingepflegt werden. Es gibt dazu einen Kalender fürs Kollegium und einen für öffentliche Termine, der mit unsere Homepage synchronisiert wird. Das neue Modul „Elternbriefe“ wurde eingeführt und wird momentan intensiv getestet. 

Wir planen weiterhin gemeinsam eine ganze Reihe schöner Veranstaltungen für unsere Schulgemeinschaft.

Es gibt für mich also nach wie vor über 60 Gründe, jeden Morgen mit Freude zur Schule zu kommen.

Vortrag Vision Schule 22.2.’23: Schule anders denken

Vortrag Vision Schule 22.2.’23: Schule anders denken

Meine erste Keynote (Schweiß von der Stirn wisch): Vom Kartoffelmodell und anderen Spezialitäten. Das mit dem Zeitmanagement üben wir aber noch mal, denn der Rest musste leider stark abgekürzt werden.

Kernaussage: Seid mutig! Vernetzte euch!