Blogparade #8 – Warum sollte man Lehrkraft werden?

Vorab: Seit Beginn des Jahres beteiligen sich interessierte Blogger*innen an einer Blogparade. Dabei verfassen alle Interessierten einen Artikel zu einem bestimmten Thema und veröffentlichen diesen bis zu einem festgelegten Datum auf ihrem Blog. In der neuen Ausgabe der Edublogparade 2024 geht es um die Frage, warum man in der heutigen Zeit noch Lehrkraft werden sollte.

Gefragt wird also ein positiver Text zum Lehrberuf, der das „warum nicht“ ausklammert. Ich möchte nichts beschönigen. Natürlich zeigt der Beruf der Lehrkraft (wie jeder andere Beruf) auch Schattenseiten, die nicht beschönigt werden sollen. Aber hier spielt ganz sicher der persönliche Fokus eine ganz große Rolle. Wie blicke ich auf meinen Beruf? Nehme ich die positiven Momente wahr? Erfreue ich mich an Erfolgen? Kommuniziere ich klar, was ich brauche? Meine Haltung kann ich selber wählen. 

Als ich 1994 mein Abitur in der Tasche hatte lag mir nichts ferner, als Lehramt zu studieren. Mein Vater war Lehrer am örtlichen Gymnasium (siehe mein Beitrag auf https://köpfchenkunde.de/2024/03/28/blogparade/ ) und natürlich wollte ich in dieser meiner renitenten Phase auf gar keinen Fall in seine Fußstapfen treten. Meine Berufswünsche schwankten bis kurz vor dem Abi noch zwischen Modedesign, Schriftstellerin und Künstlerin. Nach einigen Diskussionen mit der Berufsberatung und den Freundinnen stand für mich fest: Ich wollte Kunst studieren, ausziehen und endlich frei entscheiden können. So der Plan, der ziemlich schnell platzte, da es an den ausgewählten Kunsthochschulen Mappenabgabetermine gab, die ich allesamt verpasst hatte. Völlig ernüchtert diffundierte ich mehrere Wochen durch diverse Nebenjobs, bis eine Freundin Anfang Oktober zur Uni Vechta fahren und sich für Lehramt einschreiben wollte. Sie bot mir an, mich mitzunehmen und aus Langeweile fuhr ich mit.

Als wir abends zurückkamen hatte ich mich für das Lehramt an Realschulen eingeschrieben mit den Fächern Deutsch und Geschichte. Meine Eltern fielen aus allen Wolken, mein damaliger Freund auch. 

Ich sah das Studium zunächst als Möglichkeit, der häuslichen Enge zu entfliehen und „erst mal was zu haben“. Das Studentinnenleben habe ich genossen und -nachdem ich endlich eine eigene Wohnung hatten- auch eine gewisse Freiheit. 

Nach dem zweiten Semester stand dann das ASP (Allgemeines Schulpraktikum) an. Meine Freundin und Studienkollegin hatte sich bereits gekümmert und für uns beide einen Platz an der Grundschule Wachtum organisiert. Ich bin ihr heute noch dankbar dafür. Nach diesem Praktikum wusste ich genau, dass ich Lehrerin werden wollte und habe im dritten Semester dann meinen Studienschwerpunkt und auch meine Fächer verändert: Lehramt Grundschule mit Deutsch, Sachunterricht und endlich endlich Kunst. Ich habe (nicht nur in diesem Praktikum) viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer kennengelernt, die mich beeindruckt und beeinflusst haben.

Natürlich gibt es sachliche Gründe für die Wahl des Lehrberufes:  Eine gewisse Verlässlichkeit (Lehrkräfte werden immer gebraucht), die pünktliche und verlässliche Besoldung und ja, auch die Ferienzeiten (zumindest wenn man Kinder hat).

Aber der Hauptgrund für meine Wahl dieses Berufes ist die Arbeit mit den Kindern, die mich damals wie heute begeistert und meine Haltung prägt: Ich möchte jedem Kind zeitgemäßes Lernen ermöglichen, um bestmöglich auf die Welt da draußen vorzubereiten. Mit viel Herz und Zuspruch, mit Freude und Geduld, mit Diskussionen und Wettbewerben, aber auch mit klaren Grenzen und Regeln. 

Ich möchte mit meinen Kolleg:innen ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem jede:r von uns achtsam und effizient agieren kann. In dem kontrovers diskutierten und gemeinsam gelacht werden kann. In dem jede:r seine Kompetenzen und Schwächen zeigen darf.

In den 25 Jahren meiner Lehrerinnenlaufbahn durfte ich Schülerinnen und Schüler an unterschiedlichen Grundschulen, Haupt- und Realschulen begleiten, seit zwei Jahren bin ich nun Schulleiterin der Grundschule Wachtum (zu Schulleitung könnte auch noch ein Blogpost folgen) und mich in diese Rolle ausprobieren. 

Ich habe die Berufswahl bis heute nicht bereut, sage aber auch klar, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Ich möchte später keine Geschichten im traurigen Konjunktiv erzählen.

Weitere Beiträge gibt zum Thema :

  1. Erik Grundmann
  2. Jan Martin Klinge
  3. Katharina Mowitz
  4. Lars Fengler
  5. Gesa von Lærari
  6. Herr Mess

Unterricht mal anders

„Ein guter Lehrer sieht den eigenen Unterricht mit den Augen seiner Schüler“ (John Hattie)

Ja, ich bin ein Fan der magischen Welt rund um Harry Potter. 

Bücher wecken die Fantasie und öffnen neue Welten. Leseförderung ist in jeder (Grund)Schule im Schulprogramm zu finden, ist fest verankert im Lehrplan. Diese Welt zu erfahren ist für  Kinder so wichtig. 

Aber wie begeistert man alle Kinder für den Inhalt einer Ganzschrift? 

Mein Ansatz: Gemeinsam tief eintauchen in das Buch und zum Verstehen des Inhalts ganzheitlich vorgehen. 

Mit Canva sind ansprechende Aufgaben und Informationen recht problemlos zu erstellen und so können die geforderten Kompetenzen wunderbar auch im Hogwarts-Style vermittelt werden. Es bietet sich an, diese Materialien gesondert zu sammeln, in meiner Klasse haben viele Kinder dafür ein zusätzliches „Hogwarts-Heft“ angelegt. 

Digitale Tools wie Actionbound, Kahoot, Schulki und Fiete unterstützen enorm den Wissenserwerb bzw.- transfer und sorgen bei den „Lesemuffeln“ für zusätzliche Motivation.

Der „sprechende Hut“ teilt mit Hilfe von mir alias Minerva McGonagal in einer einstündigen Zeremonie die Kinder einzeln ihren Häusern zu. Vorlesestunden mit Zaubertierkuscheln wechseln sich ab mit Gruppenarbeit zu Magiern und Hexen an der Taskcard und Lernzielkontrollen zum Tagebucheintrag über die Zugfahrt. 

Die Fälle der vier Hausgeister beschäftigten uns einige Tage, denn „Nomi“, „Geni“, „Dati“ und „Akku“ (so haben die Kinder sie getauft) wirbelten munter die Begleiter durcheinander. Schließlich mussten sie sich unserem Fachwissen geschlagen geben.

Pflanzenkunde bei Professor Snape führt dazu, dass nun auch viele heimische Pflanzen als ungiftig oder giftig identifiziert werden können.

Nun stehen bald die Zaubersprüche auf dem Plan und ein Hauch von Griechisch und Latein wird mit Hilfe vieler Zauberstäbe durch den Raum schweben.

Besonders aber freue ich mich auf die Flugstunde, die jedes Mal ein Highlight ist.

Organisation im Klassenzimmer

Momentan lesen wir in der Klasse 4 „Harry Potter und der Stein der Weisen“ und alle interaktiven Übungen landen danach auf unserer Taskcard. 

Ich selber nutze Taskcard zusätzlich zur Organisation der Unterrichtsmaterialien und natürlich für die Schulentwicklung.

Vorteil: Der Zugang ist absolut niedrigschwellig.

Nachteil: Man kann sich auch digital ziemlich effizient zumüllen…..da hilft nur rigoroses aussortieren. Außerdem habe ich für jedes Thema eine „Landigpage“ angelegt, auf der die dazu passenden Pinnwände verlinkt werden.

Teamwork makes the dream work

Teamwork makes the dream work

Gestern Morgen erhielten wir die erlösende Nachricht von Kultusministerin Julia Willie Hamburg: Auch die Schulleitungen der kleinen Grundschulen bis 80 Kinder werden A14 erhalten. Die Hochstufung erfolgt zwar nicht wie bei den übrigen Grundschulleitungen zum 1. August 2024, sondern erst im nächsten Jahr, aber das ist unserer Meinung nach zu verschmerzen. Dass der Druck auf die Diskussionen um die Besoldung erhöht wurde, ist sicherlich auch dem Aufbegehren einer Gruppe von Schulleitungen zu verdanken. Die erfolgreiche Umsetzung konnte nur durch die beispiellose Zusammenarbeit aller gelingen. Dies ist ein Paradebeispiel für den Wert der Vernetzung und der guten Zusammenarbeit.

Ein großer Dank an die unermüdlichen Gruppe von Schulleitungen in Niedersachsen, die mit Nachdruck und einer einheitlichen Zielsetzung außergewöhnliche Entschlossenheit zeigten. Ebenso sind wir den Verbänden und Gewerkschaften für ihren Einsatz und ihre Unterstützung unendlich dankbar. Sie haben einen maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg.

Aber auch die Politiker haben uns ihre Aufmerksamkeit und Bereitschaft, konstruktiv an Lösungen zu arbeiten, geschenkt. Dafür möchten wir ihnen unsere Anerkennung und unseren Dank aussprechen. Dieser gemeinsame Erfolg hat uns demonstriert: Wertschätzung und kooperative Zusammenarbeit können Herausforderungen in Chancen verwandeln. Ja, gemeinsam sind wir stärker und können Berge versetzen!

Blogparade #4: Ein Pauker-Schlag oder auch: Welche Lehrer haben mich beeindruckt?

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt. Die Wahl zum Thema Nummer 4 wurde diesmal von Herrn Mess organisiert.

Here we go: Osterferien in Niedersachsen, zweite Woche. Die Kinder sind auf dem Ponyhof, der Mann muss arbeiten. Ich habe ganz viel Zeit für mich, für Müßiggang, zum Abschalten, zum Schule Schule sein lassen, für Dinge, für die sonst die Zeit fehlt. Also endlich mal Zeit, einen Beitrag zur Blogparade zu schreiben (Danke, Susanne Posselt, für deine Tipps dazu).

Und dann dieses Thema: Ein Lehrer oder eine Lehrerin aus meiner eigenen Schulzeit hat mich nachhaltig beeindruckt, weil….. weil? 

Ich bin ein Lehrerkind. Mein Vater war Studienrat auf dem örtlichen Gymnasium in unserer Kleinstadt und das bedeutete für mich, dass der Freundes- und Bekanntenkreis meiner Eltern sich überwiegend aus Lehrerinnen und Lehrern zusammensetzte. Als ich ab der 7. Klasse (damals gab es noch die Orientierungsstufe in Niedersachsen) das Gymnasium besuchte, kannte ich den Großteil des Kollegiums bereits – und sie mich. 

Ich denke an den skurrilen Geschichtslehrer mit Ledertasche und Butterbrot. Die Deutschlehrerin mit permanent guter Laune und roten Bäckchen. An die Kunstlehrerin mit den wilden Geschichten aus Paris. An den Sportlehrer mit Jogginganzug und Dauerverspätung. An den Mathematiklehrer mit Schwerhörigkeit und Lautstärke. An die Französischlehrerin mit Dolmetscherausbildung ohne Pädagogikerfahrung. An den Physiklehrer mit nikotingelben Fingernägeln. Den Biolehrer mit Kaffeevorrat im Archiv. An den Musiklehrer mit Liebe für deutsches Liedgut aus der Mundorgel. Jede und jeder ein Unikat, Lehrkräfte, über die wir auch nach vierzig Jahren noch den Kopf schütteln oder uns liebevoll erinnern. Lehrkräfte, die uns mal mehr oder weniger engagiert auf unserer Schullaufbahn begleitet haben.

Vielleicht hatte diese Vertrautheit mit dem Lehrerleben für mich zur Folge, dass ich einige meiner (Klassen-)Lehrer und Lehrerinnen recht nett fand, aber mich niemand wirklich nachhaltig beeindrucken konnte. Niemand – bis auf meinen Kunstlehrer.

Und so ist dieser Blogpost -anders als geplant- ein durchaus persönlicher Nachruf für den besten Kunstlehrer geworden, den ich kannte – meinen Vater. 

Mein Vater floh als Junge mit seiner Familie aus dem Osten über Berlin in den Westen, eine hochdramatische und tief berührende Geschichte. Nachdem meine Großeltern sich mit dem Wenigen, was ihnen geblieben war, in Hagen/Westfalen niedergelassen hatten, ging mein Vater zunächst bei einem Gärtner in die Lehre, später landete er im Frankfurter Botanischen Garten, wovon ein paar Fotos in einem alten Fotoalbum zeugen. 

Mein Vater beschloss nach erfolgreicher Ausbildung, sein Abitur auf dem Kolleg in Siegen abzulegen, was ihm auch gelang. Danach ging er gemeinsam mit meiner Mutter nach Mainz, um dort viel Fleiß und Disziplin Kunst und Biologie zu studieren. Den Lebensunterhalt für die Familie verdiente er neben dem Studium durch Jobs wie Anstreichen von Kühltürmen mit natogrünem Speziallack, Katalogisieren von Filmrollen im Archiv des ZDFs oder Arbeiten bei den Bergischen Achsen in den Semesterferien. In unserer Miniwohnung hatte eine eigene Dunkelkammer aufgebaut und brachte sich selber das Entwickeln und Vergrößern von Fotos bei. Bald gab es neben der Spiegelreflexkamera eine Super-8-Kamera und so bin ich in der glücklichen Lage, bewegte Bilder meiner Kindheit immer wieder anschauen zu können (denn die Filme hat er in seinen letzten Lebensjahren noch mal eben selber digitalisiert). In den 80er Jahren fing er dann an, Zaubertricks einzuüben und diese immer mehr zu professionalisieren. Zum Zaubern kam dann irgendwann das Bauchreden dazu. Nach einer kleinen Auswahl von Handpuppen kam irgendwann Gottfried, sein alter Ego. Mit ihm hat mein Vater es auf ein besonderes Level des Bauchredens geschafft.

Mein Vater konnte sich sein Leben lang für vieles begeistern und diese Begeisterung auf seine Schülerinnen und Schüler übertragen. Er drehte mit ihnen Anfang der 80er Jahre Super-8-Trickfilme, sorgte dafür, dass digitale Medien an der Schule für den künstlerischen Bereich sehr früh angeschafft und eingesetzt wurden. Gestaltete und baute Kulissen für Schulveranstaltungen und seine geliebte Theater-AG. Mein Vater schrieb und gestaltete viele Jahre hindurch sehr akribisch das Jahrbuch der Schule. Richtete ein schulisches Fotolabor ein und bot die dazugehörige Foto-AG an. Er erhielt den Preis als beliebtester Lehrer und schaffte es zweimal (bei unseren jüngsten Geschwistern), vom jeweiligen Abijahrgang mit einem Kilmerstuten (Tradition im Oldenburger Münsterland) überrascht zu werden.

Die Nähe zu den Schülerinnen und Schülern, die er zuließ, fußte auf gegenseitigem Respekt. Ich habe ihn nie über Schüler/Schülerinnen oder Kollegen/Kolleginnen schimpfen hören. Wenn jemand seine Hilfe benötigte, war er da. Er unterstütze, wo er konnte, hatte für alle ein offenes Ohr. Er war sehr gerne Lehrer und das zeigte er, durch die Qualität seines sorgfältig geplanten Unterrichts, durch die Mühen, die er sich bei der Materialbeschaffung gab. Durch die Möglichkeiten, die er den Schülerinnen und Schülern bot. Durch seinen Humor, der nie verletzend, aber immer unterhaltsam war. 

Leider gibt es eine Kehrseite der Medaille: Die Aufopferung für den Beruf, für seine Leidenschaften, die bedingungslose Hilfsbereitschaft anderen gegenüber verdeckten gekonnt seine Schwachstellen. Den Eintritt in den „Unruhestand“ durfte aus gesundheitlichen Gründen nicht lange genießen. Viele Dinge mache ich anders als er – ich achte auf meine Gesundheit, mein Familienleben ist mir sehr wichtig und ich habe gelernt, nein zu sagen. 

Mein Vater hat mich (nicht nur) als Lehrer nachhaltig beeindruckt, weil er mich gelehrt hat, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Nicht vorschnell zu urteilen und lieber eine Nacht über etwas zu schlafen (was mir nach wie vor schwer fällt, aber ich bemühe mich!). Kreativ zu sein und Dinge auszuprobieren, die man interessant findet, auch auf die Gefahr hin, dass Fehler passieren könnten. An das eigene Potential zu glauben und nicht vorschnell aufzugeben. So manchen Gedanken und Plan durchaus kritisch zu hinterfragen. Kinder wichtig und ernst zu nehmen.

Er war der beste Lehrer, den ich kannte.

Er fehlt.


Christiane Schicke auf „Neues aus dem Baumhaus“: https://moewenleak.wordpress.com/2024/03/26/blogparade-4-ein-pauker-schlag-oder-auch-welche-lehrer-haben-mich-beeindruckt/.

Erik Grundmann auf SchulMUN: https://www.schulmun.de/2024/03/27/2024-09-lehrkraefte-die-mir-besonders-im-gedaechtnis-geblieben-sind-als-teile-einer-blogparade/

Bullerbü war gestern: Die Herausforderungen und Chancen von kleinen Grundschulen in ländlichen Gebieten

Bullerbü war gestern: Die Herausforderungen und Chancen von kleinen Grundschulen in ländlichen Gebieten

Bullerbü, das idyllische schwedische Dorf, ist für viele Menschen ein Symbol für das unbeschwerte Landleben. „Ach, bei euch ist doch Bullerbü, in eurer kleinen Schule!“ Ein Spruch, den ich leider schon viel zu häufig gehört habe und der häufig als wenig wertschätzend empfunden wird. 

Denn Bullerbü war gestern.

Die Realität sieht in vielen ländlichen Gegenden mittlerweile anders aus. Kleine Grundschulen in Dörfern und ländlichen Gebieten stehen vor strukturellen und personellen Problemen, die ihre Existenz bedrohen können. Dennoch spielen diese Schulen eine entscheidende Rolle für die dörfliche Struktur und die Bildungschancen der Kinder. Es ist an der Zeit, die Herausforderungen anzuerkennen, aber auch die Bedeutung und Chancen von kleinen Grundschulen zu würdigen.

Kleine Grundschulen kämpfen oft mit begrenzten Ressourcen. Sie haben nicht die gleichen Möglichkeiten wie größere Schulen, wenn es um die Vielfalt des Unterrichtsangebots, die Ausstattung der Klassenräume oder die Bereitstellung von Spezialisten für bestimmte Fächer geht. Zudem können kleine Grundschulen aufgrund geringerer Schülerzahlen Schwierigkeiten haben, die benötigten finanziellen Mittel zu beschaffen, denn das Landesbudget bemisst sich in Niedersachsen an der Schülerzahl.

Kleine Grundschulen stehen auch vor personellen Herausforderungen. Lehrerinnen und Lehrer in ländlichen Gebieten sehen sich oft mit Isolation, begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten und fehlenden Unterstützungsstrukturen konfrontiert. Die Suche nach qualifizierten Lehrkräften, insbesondere in bestimmten Fächern, kann sich als schwierig erweisen. Schulsozialarbeitsstellen fehlen an kleinen Grundschulen zur Unterstützung. Lehrkraft an einer kleinen Schule zu sein bedeutet, in jedem Schuljahr als Klassenlehrkraft eingesetzt zu werden, auch wenn man Stunden reduziert hat. Es bedeutet, auf kein „Jahrgangsteam“ mit gemeinsamen Teamsitzungen zurückgreifen zu können, das im Krankheitsfall die Unterrichtsplanung auffängt. Es bedeutet, zusätzlich mindestens eine offizielle Aufgabe zu bekleiden, sei es Datenschutzbeauftragter, Fachkonferenzleitung, Personalrat, usw. Es bedeutet, mit der Nähe des kleinen Systems umgehen zu können. Ausweichen oder aus dem Weg gehen – fast unmöglich. Das setzt eine hohe Konfliktfähigkeit und Resilienz voraus.

Auch der Posten der Schulleitung hat wenig mit der beschaulichen Dorfschule aus Bullerbü zu tun: Das Aufgabenportfolio der Schulleitung kleiner Grundschulen beispielsweise umfasst die selben Kernaufgaben wie an großen Systemen. Unabhängig von den Schülerzahlen müssen Statistiken erstellt, Haushaltsbudgets verwaltet, Elterninfos herausgegeben, Konzepte erarbeitet und evaluiert, Unterrichtsqualität gefördert, Kooperationen geplant und durchgeführt werden, um nur einige zu nennen. Anders als an großen Systemen stehen Sekretariats- und die Hausmeisterstellen oftmals nur sehr begrenzt zur Verfügung, eine Konrektoratsstelle steht einer Schule erst ab 190 Schülerinnen und Schülern zu. Mehr Abrechnungsstunden zur Arbeitsentlastung gibt es auch nur abhängig von der Zahl der zu beschulenden Kinder – bedeutet im Umkehrschluss eine hohe Unterrichtsverpflichtung bei wenig Schülerinnen und Schülern. 

Das Amt der Schulleitung einer kleiner Grundschulen zu bekleiden setzt heutzutage die große Kunst voraus, den Spagat zwischen (Klassen-)Lehrkraft, Organisationstalent, IT-Experte, Bürokaufmann/-frau, Sanitäter(in), Sozialarbeiter (in) und Ansprechpartner(in)  für alle und alles zu sein. 

Wer Schulleitung einer kleinen Grundschule wird, der weiß mittlerweile, worauf er oder sie sich einlässt. Die Motivation, eine kleine Schule zu leiten, ist in den seltensten Fällen der finanzielle Aspekt. Schulleitung einer kleinen Grundschule wird man, weil man – wie die Lehrkräfte – die Nähe dieses kleinen Systems aushalten kann. 

Weil man die Chancen erkennt, die mit kleinen Grundschulen einhergehen: Die unschätzbare Bedeutung kleiner Grundschulen für frühkindliche Bildung und Inklusion in ländlichen Gebieten. Durch innovative pädagogische Konzepte, die verstärkte Einbindung der Eltern und der lokalen Gemeinschaft sowie die Nutzung digitaler Technologien können kleine Schulen ihre individuellen Stärken ausspielen. Zudem kann die Zusammenarbeit mit anderen Schulen und Bildungseinrichtungen in der Region Ressourcen und Fachwissen bündeln. Schulträger können auch durch geschickte Regelungen und Absprachen bezüglich der Schuleinzugsgebiete dafür Sorge tragen, dass Kinder, die aus inklusiven Gründen in kleineren Systemen besser aufgehoben sind, die Möglichkeit der freien Wahl erhalten.

Kleine Grundschulen in ländlichen Gebieten nehmen eine bedeutende Rolle in der frühkindlichen Bildung ein, insbesondere im Kontext der Inklusion von Kindern mit besonderen Bedarfen. Trotz struktureller und personeller Herausforderungen spielen diese Schulen eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Vielfalt, Individualität und sozialer Integration. Ihre Bedeutung erstreckt sich über den reinen Bildungsaspekt hinaus und wirkt sich positiv auf die gesamte Gemeinschaft aus.

Kleine Grundschulen sind oft besser aufgestellt, um inklusive Bildung zu ermöglichen. Durch kleinere Klassenverbände und eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Eltern und externen Fachleuten können individuelle Unterstützungsangebote für Kinder mit besonderen Bedarfen besser koordiniert werden. Die familiäre Atmosphäre und die Nähe zur lokalen Gemeinschaft schaffen ein Umfeld, in dem Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen sich unterstützt fühlen und an Selbstvertrauen gewinnen können. Dies trägt wesentlich zur erfolgreichen Inklusion bei.

Kleine Grundschulen bieten einen idealen Rahmen für eine ganzheitliche frühkindliche Bildung. Durch eine stärkere individuelle Betreuung und engere Beziehung zwischen Lehrern und Schülern können die Lernbedürfnisse jedes Kindes besser erfasst und unterstützt werden. Dies ermöglicht eine differenzierte Förderung und berücksichtigt die vielfältigen Lernrhythmen und -stile der Kinder. Zudem schaffen kleine Schulen oft Räume für eine Vielzahl von außerschulischen Aktivitäten, die die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder bereichern.

Kleine Grundschulen spielen eine wichtige Rolle bei der Stärkung der sozialen Bindungen in ländlichen Gemeinschaften. Sie dienen oft als Treffpunkt und Mittelpunkt des sozialen Lebens, in dem nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern und andere Gemeindemitglieder zusammenkommen. Dies kann dazu beitragen, das soziale Gefüge der Dorfgemeinschaft zu festigen und den Zusammenhalt zu stärken.

Kleine Grundschulen in ländlichen Gebieten sind unverzichtbare Akteure in der frühkindlichen Bildung und Inklusion. Ihre enge Verwurzelung in der lokalen Gemeinschaft, die individuelle Förderung der Schüler und die Möglichkeit zur Umsetzung inklusiver Bildungskonzepte machen sie zu authentischen Orten des Lernens, der Vielfalt und des sozialen Miteinanders. Es ist wichtig, ihre Bedeutung hervorzuheben und sie bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen zu unterstützen, damit sie weiterhin einen wertv zur positiven Entwicklung der Kinder und der gesamten Gemeinschaft leisten können.

Kleine Grundschulen in ländlichen Gebieten stehen zweifelsohne vor großen Herausforderungen. Dennoch dürfen wir ihre Bedeutung für die dörfliche Struktur und die Bildungschancen der Kinder nicht unterschätzen. Indem wir die strukturellen und personellen Probleme angehen und gleichzeitig ihre Chancen nutzen, können wir dazu beitragen, dass diese Schulen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Denn welche Alternativen gibt es? Zentralisierung der Grundschulen in großen Schulneubauten, für die kleine Kinder mit Bussen morgens und nachmittags lange Wege hin-und hertransportiert werden? Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit? Wegfall des Wahlspruchs „Kurze Wege für kurze Beine“? Da wird man sich die Frage gefallen lassen müssen, ob Wirtschaftlichkeit uns so viel wert ist.

Bullerbü war gestern – aber kleine Grundschulen sind und bleiben ein wesentlicher Bestandteil unserer ländlichen Gemeinschaften, die man stärken und wertschätzen sollte. 

Storytelling mit Scratch

Storytelling mit Scratch

Die Umsetzung erster Programmierkenntnisse und Storytelling lassen sich hervorragend miteinander verbinden. Im Grundschulbereich eignet sich dazu die kostenfrei nutzbare App ScratchJr, die einen niederschwelligen Zugang ermöglicht. Grafisch und technisch aufwendigere Projekte können über die browserbasierte Plattform Scratch for Education (https://scratch.mit.edu) realisiert werden, die Lehrkräften kostenlosen Zugang bietet. Schülerzugänge lassen sich dadurch leicht erstellen.

In folgendem Beispiel haben wir mit der App ScratchJr gearbeitet.
Die Entwicklung und Umsetzung einer kurzen Geschichte war in die Lerneinheit zur Ganzschrift „School of Talents“ eingebettet und wurde mithilfe transparenter Bewertungskriterien als besondere Lernaufgabe beurteilt.

Das Storyboard


Im Vorfeld beschäftigten sich die Kinder intensiv mit einer Hauptperson des Buches durch Personenbeschreibungen. Anschließend wählten sie eine prägnante Textstelle aus und erstellten dazu ein Storyboard mit vier „Bildern“. Ein analoges Storyboard erleichtert den Prozess:

  • Es ermöglicht die visuelle Strukturierung der Geschichte.
  • Es dient als Planungsinstrument für Szenen.
  • Es unterstützt den kreativen Prozess durch Visualisierung von Ideen.
  • Es hilft beim Identifizieren von Logiklücken.

Warum vier Sequenzen im Storyboard? ScratchJr bietet leider nur die Möglichkeit, vier verschiedene Bilder zu erstellen. Mit Scratch for Education können hingegen beliebig viele Szenen durch Wechsel des „Bühnenbildes“ angelegt werden. Dieses Programm bietet allerdings eine Vielzahl an Möglichkeiten und kann bei Programmiereinsteigern schnell überfordern.

Arbeit mit dem iPad


Mit der Storyboardvorlage starteten wir auf den iPads mit der Umsetzung. An unserem Prowise-Board ist ScratchJr installiert, sodass wir im Klassenverbund nach einer kurzen Einführung mit dem Anlegen der Szenenhintergründe und dem Gestalten der zu programmierenden Figuren begannen. Hierfür benötigten wir eine Doppelstunde. Die begrenzten grafischen Möglichkeiten bei ScratchJr führten teilweise zu Frustration, da das Hochladen eigener Grafiken nicht möglich ist – im Gegensatz zu Scratch for Education.

Die bei den Kindern aufgetretenen Fragen zu den Programmierschritten sammelten wir zunächst und besprachen sie dann gemeinsam:

  • Wie beginnt die Geschichte?
  • Wie wechselt man die Szene?
  • Wie bewegt man die Figuren?
  • Wie lässt man die Figuren sprechen?
  • Können Geräusche eingebaut werden?

Für die eigentliche Programmierung benötigten wir nochmals zwei Doppelstunden. Einige Kinder, die bereits an der Robotik-AG teilgenommen hatten, kannten sich ein wenig mit Scratch aus und konnten so die Mitschüler als Experten unterstützen. Trotz der reduzierten Programmierbefehle gelang es allen Kindern, ihre Figuren zu animieren. Die Herausforderung lag in der Feinabstimmung des Zusammenspiels der Figuren, für das eine Zeitverzögerung nötig war.

Am Ende jeder Stunde sammelte ich die Arbeiten der Kinder per AirDrop. Unsere Schule verfügt nur über einen Klassensatz iPads, die auch in anderen Klassen genutzt werden, weshalb nicht garantiert werden konnte, dass die Scratch-Geschichten nicht versehentlich gelöscht werden. Durch AirDrop konnte ich die Fortschritte auf meinem Lehrerinnen-iPad nebenbei sichern.

Feedback


Die Kinder hatten unterschiedliche Zeiträume für die Umsetzung ihrer Aufgaben benötigt. Sie erbaten sich wiederholt Feedback, anfangs bei mir. Um dieses transparent zu halten, hatte ich zu Beginn einen „Tipp“-Zettel verteilt. Nach dieser Vorgabe konnten die Kinder gegenseitig konstruktive Kritik üben. Meine Rückmeldung als Lehrkraft wurde allmählich weniger gefragt, sodass ich mich auf Kinder mit höherem Unterstützungsbedarf konzentrieren konnte. Als Abschluss nutzten alle begeistert die Möglichkeit, ihre Story der Klasse zu präsentieren. Nach jeder Präsentation wählten die Kinder drei Feedbackgeber aus, die ausschließlich positive Rückmeldungen gaben, da es Kritik gegebenenfalls bereits im Einzelgespräch gab. Für die Präsentationen nahmen wir uns eine Doppelstunde Zeit.

Die Benotung erfolgte durch mich nach transparenten Bewertungskriterien, die jedes Kind schriftlich erhielt.

Storytelling mit StopMotion

Storytelling mit StopMotion

1. Pädagogik first – Einsatzszenarien

  • Deutsch- und Fremdsprachenunterricht:  behandelte Unterrichtseinheiten vertiefen und Geschichtenerzählen – bzw. schreiben fördern.
  • künstlerisch-gestalterische Unterrichtsfächer: Gestaltung von Figuren, Requisiten und Kulissen aus unterschiedlichen Materialien, Einstieg in die Grundlagen des Filmens
  • MINT-Fächer: Darstellung mathematischer Rechenarten  und naturwisenschaftlicher Vorgänge
  • kritische Auseinandersetzung mit Medienproduktion und -nutzung an.

2. Technik

Du benötigst nicht viel digitale Technik, um einen StopMotion-Film zu drehen.

Das Wichtigste hast du sicherlich immer dabei: Ein Smartphone oder ein Tablet.

Aber auch eine Digitalkamera kann dir gute Dienste leisten.

Was du sonst noch benötigst, habe ich dir hier zusammengefasst.

2.1. Grundausstattung

  • Handy
  • Ipad
  • Digitalkamera

2.2. App StopMotion Studio

Die App „StopMotion Studio“ ist kostenlos für IOS, Android und Windows erhältlich. Für die Pro-Variante, die mehr Nutzungsmöglichkeiten mitbringt, muss man ca. 10€ rechnen.

IOS: ‎Stop Motion Studio im App Store (apple.com)

Android: Stop Motion Studio – Apps bei Google Play ( zur Zeit nicht erhältlich)

Windows: Buy Stop Motion Studio – Microsoft Store

2.3. Damit nichts wackelt – Stativ

  • „Schwanenhals“
  • Plastik-Box (siehe Trickbox)
  • Klapptisch mit Ausschnitt
  • Legosteine
  • Tisch/Stuhl
  • etc.

Hier zwei Beispiele:

2.4. Für Bastler: Trickbox

Bau einer Trickbox für Erklärvideos/StopMotion-Filme: https://youtu.be/5fpD8EW6kXg

3. Ablauf

  • Inhaltliche Hinführung (Geschichte des Films, Theorie, erste Übungen)
  • Vor-Produktion (Filmidee, Storyboard erstellen, ggf. Basteln)
  • Film-Produktion (Szene aufbauen, Bilder aufnehmen und zusammenfügen)
  • Nachbereitung (Ton einfügen/anpassen)

3.1. Storyboard

Eine gute Geschichte braucht ein passendes Drehbuch. 

Dafür können Storyboard-Vorlagen genutzt werden. 

Hier drei Beispiele:

1. storyboard.pdf (mediamanual.at)
2. Microsoft Word – fvu_trickfilm_ab_05a_drehbuchvorlage.docx (sachsen.schule)
3. box storyboard.ai (weebly.com)

Je nach Alter und Erfahrung der Schüler:innen kann das Storyboard mit Stichworten oder auch mit szenischen Skizzen gefüllt werden.

3.2. Material

Hintergrund:

  • Tonkarton (grün oder blau)
  • Whiteboardfolie (ggf. magnetisch)+Whiteboardstifte (abwischbar)
  • selbst gestaltete Kulisse

Material:

  • Legematerial (ausgeschnittene Elemente aus Papier o.ä., selbst erstellt bzw. vorgefertigt)
  • Figuren (Lego, Playmobil, Schleich, etc.)
  • Knetmasse (ggf. mit Draht selber Figuren erstellen)

Beleuchtung:

  • Schreibtischlampe

4. Setting

Man benötigt nicht viel für den Anfang: Ein einfarbiges Tuch oder ein großer Bogen Tonkarton als Hintergrund genügen. 

Wenn man in der App mit der GreenScreen-Funktion arbeiten möchte, empfiehlt sich ein grüner oder blauer Hintergrund.

Die Nutzung der Überblendfunktion ist empfehlenswert. 

Wichtige Punkte:
  • Kamera fixiert
  • eine gute Ausleuchtung ohne Schattenwurf
  • bei der Vertonung ein angeklipstes Mikrophon und/oder eine geräuschearme Kulisse.

5.1. StopMotion Film mit selbstgestalteten Figuren

 Beispiel 1:

  • Klasse 4
  • Gestaltung von Figuren (Pinguinen) im Textilunterricht
  • Gemeinsames (kollaboratives) Schreiben einer passenden Geschichte (Team 2-3 SuS) 
  • Gemeinsames Entwickeln des Storyboards 
  • Erstellen von Requisiten und Kulissen aus unterschiedlichen Materialien 
  • Gemeinsames Erstellen des StopMotion Films

5.2. StopMotion Film mit echten Gegenständen

 Auch als Erklärvideo eignen sich Stop Motion Filme wunderbar. 

5.3. StopMotion Film mit Lego

6. Videos veröffentlichen

  • Youtube (Datenschutz?) ->auf „nicht gelistet“ stellen
  • Vimeo (kostenpflichtig, dafür ohne Werbung, ab 6€ pro Monat)
  • Iserv (Größe beachten)
  • Taskcards oder Padlet (bei kostenfreier Version nur wenig Datenupload möglich)
  • Website/Homepage (Schulhomepage)
  • Moodle
  • YouTube-Videos bereinigen (Werbung ausblenden): Linkumleitung über https://video.link/ oder safeshare.tv

7. Los geht’s!

Jetzt bist du dran: 

Dreh deinen eigenen StopMotion-Film (max. 1 min)

  • Suche dir Material 
  • Erstelle ein Ministoryboard
  • Drehe den Film

Unterrichtsmaterial privat anschaffen?

Unterrichtsmaterial privat anschaffen?

In letzter Zeit kam in Social Media wieder das alte Thema auf, dass Lehrkräfte Dinge privat anschaffen, die sie für ihre Unterrichtsvorbereitung und -dokumentation benutzen. Häufig genannt werden Verbrauchsmaterialien wie Stifte oder Laminierfolien, aber oftmals auch Geräte wie Laptops, iPads, Plotter oder Drucker oder gar Möbel. Das Thema ist nicht neu, aber vor dem Hintergrund der Lehrer:innengesundheit und der Schultransformation verdient es genauere Betrachtung.

Als Lehrerin habe ich mir im Laufe der Jahre ebenfalls sehr viel privat angeschafft, was aber häufig daran lag, dass ich eben auch zu Hause flexibel darauf zurückgreifen wollte. So ein Laminiergerät kostet nicht die Welt, so konnte ich auch am Wochenende Materialien vorbereiten und musste nicht extra noch zur Schule fahren. Ein Farbdrucker leistet auch für den Rest der Familie gute Arbeit, vor allem wenn man Kinder hat, die „mal eben noch was ausdrucken“ müssen. Ich besorgte mir Material, dass von den Schulleitungen als „nicht unbedingt für die Schule notwendig“ bezeichnet wurde oder das mich einfach privat total gereizt hat (mein Fundus an Material für Augmented Reality und Virtual Reality reicht für ein ganzes Kollegium). Natürlich habe ich bereits 2011 ein IPad gehabt und immer darauf geachtet, dass der PC im Arbeitszimmer aktuellen Anforderungen entsprach. Diese Geräte wurden aber überwiegend für private Zwecke genutzt. 

Mit fortschreitender Digitalisierung haben dann auch endlich digitale Endgeräte als „Dienstgeräte“ Einzug gehalten und ich bin sehr froh, in den letzten Jahren Schulträger gehabt zu haben, denen dieses Ausstattungsmerkmal wichtig ist. In den meisten Schulen sind mittlerweile multimediale Arbeitsplätze eingerichtet, und mit etwas strukturierter Planung kann man als Lehrkraft dort wunderbar alles für den Unterricht vorbereiten. 

Als ich Schulleiterin wurde, konnten meine Kolleginnen in einer „Wunschliste“ eintragen, welche Materialien sie für ihre tägliche Arbeit benötigen. Bei uns muss keiner Korrekturstifte, Tesafilm oder Laminierfolien für den Unterricht selber anschaffen, das bezahle ich aus dem Etat. Bei speziellen Wünschen besprechen wir die Anschaffung vorher gemeinsam, denn der Etat ist endlich. Alle Räume haben eine notwendige und zweckmäßige Grundausstattung. Bei zusätzlichen Wünschen (Pflanzen, Deko, usw.) wird gemeinsam überlegt, ob die Anschaffung kurzfristig notwendig und finanziell möglich ist (Schulbudget) oder ob sie auf die Antragsliste für den Haushalt des Schulträgers wandert.

Für Adventsdeko steht ein gemeinsam festgelegter Betrag zur Verfügung.

Bei uns steht jeder Lehrkraft ein digitales Endgerät zur Verfügung mit allen Programmen, die für die Unterrichtsvorbereitung und -dokumentation benötigt werden. Auf dem Iserv sammeln wir in fachbezogenen Ordnern digitales Arbeitsmaterial, auf das jede Kollegin Zugriff hat. Auch ein Schulzugang zum digitalen Tageszeitungsabo ist eingerichtet. Da unsere Klassenräume mit digitalen Tafeln ausgestattet sind, haben wir zusätzlich für jede Lehrerin einen Spotify-Premiumaccount eingerichtet sowie einen YouTube-Premiumaccount mit Schulzugang. Das gibt uns sehr viel Flexibilität durch werbefreien Musik-und Filmzugriff, gleichzeitig ist der Zugang sehr niedrigschwellig. Dadurch fällt es leicht, den Unterricht schrittweise digital zu erweitern. 

Gemeinsame Entscheidungen und Transparenz über die Verwendung der finanziellen Mittel zeigen die gegenseitige Wertschätzung und fördern die Zufriedenheit und den Teamgedanken im Kollegium. Schulleitung sein bedeutet zwar, Budget und Etat verwalten zu müssen. Es bedeutet aber nicht, mit dieser Aufgabe ausschließlich alleine beauftragt zu sein. Das Denken in Hierarchien ist meiner Meinung nach gerade im Grundschulbereich überholt. Vielmehr ist es der Teamgedanke, der wichtig und entlastend ist.

Ein paar Worte zum Abschluss:

Man sollte sich immer die Gründe anschauen, warum eine Lehrkraft meint, Dinge privat anschaffen zu müssen. Ich finde, dass man als Lehrkraft differenzieren sollte zwischen „Das brauche ich NUR für den Unterricht und die Schule stellt es mir NICHT zur Verfügung.“ und „Das brauchen auch andere Personen in meinem Haushalt.“ bzw. „Das setzte ich auch für eine Nebenerwerbstätigkeit ein.“ 

Leider vergessen viele Kolleg:innen, die sich über die zusätzlichen Anschaffungen (zumeist für das häusliche Arbeitszimmer) aufregen, zu erwähnen, dass sie damit auch die ein oder andere Referententätigkeit planen bzw. Materialien vorbereiten, die dann auf diversen Plattformen wie Eduki kostenpflichtig angeboten werden. Dass es sich dabei -zumindest in Niedersachsen-um anzeigepflichtige Nebentätigkeiten handelt, wird ebenso schnell mal vergessen.